Zum Hauptinhalt springen

Amazon will, dass die Ringe glänzen

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Auf Amazon kann man bekanntlich jeden Kauf mit einer Bewertung versehen. Und einer Kritik des Gekauften. So ist eine kleine, aber feine Kunstform entstanden - die Kritiken-Prosa. Künstlerisch wertvoll sind etwa Kritiken zum Wenger-Taschenmesser "Gigant" oder zum Karpfenkalender (nackter Fisch mit nackter Frau). Bei seinen eigenen Produktionen ist Amazon jedoch etwas wählerischer. So ist seit Freitag die neue Mega-Serie "Die Ringe der Macht" online (eine Serienverfilmung als Prequel zum "Herrn der Ringe"). Doch bis zum Entstehen dieses Artikels gab es keine einzige Sternchen-Bewertung oder Kritik der Serie bei Amazon. Nicht, weil sich keiner dafür interessiert - im Gegenteil: Alleine am Startwochenende verzeichnete Amazon sagenhafte 25 Millionen Abrufe. Vielmehr fürchtet Amazon, dass die Bewertungen im Zuge einer konzertierten Aktion mies ausfallen. "Review Bombing" nennt man das. Haufenweise schlechte Bewertungen - nicht, weil die Serie schlecht wäre, sondern weil man etwa aus politischen Gründen nicht einverstanden ist. Der bewusst gewählte diverse Cast (alte, dunkelhäutige Hobbits, eine dunkelhäutige Zwergenfrau ohne Bart, ein Elbe mit asiatischen Zügen) stößt offensichtlich auf Kritik bei Puristen. Zumindest in den Foren, in denen Bewertungen möglich sind (also nicht bei Amazon). Vermutlich wird nun ein ganzer Löschzug durch die Kommentare fahren, bevor sie freigegeben werden. Bei eigenen Produkten wird man ja plötzlich heikel. Auch ein wenig unsportlich, eigentlich.