Barack Obama trifft am Mittwoch Zardari und Karzai. | USA hofieren Oppositionschef Nawaz Sharif. | Neu Delhi. In alarmierenden Stimmen zu Pakistan gibt es in Washington zur Zeit keinen Mangel. Die nächsten zwei Wochen würden darüber entscheidend, ob die Regierung von Präsident Asif Ali Zardari überleben werde, soll US-General David Petraeus angeblich gesagt haben. Später wurde diese Aussage jedoch bestritten. Doch in Pakistan hörten viele bereits in leisen Tritten den nächsten Militärcoup herannahen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der US-Sondergesandte für Pakistan und Afghanistan, Richard Holbrooke, beeilte sich darauf klarzustellen, dass Washington auf die zivile Regierung in Islamabad setze und nicht auf die mächtige Armee des Landes. "Ich weiß nicht, wo diese Geschichten herkommen." Pakistans Regierung sei vollständig in der Lage, das Land zu regieren und die Probleme des Landes zu lösen, versicherte er.
Am Mittwoch will US-Präsident Barack Obama Pakistans erstmals Staatschef Zardari und dessen afghanischen Kollegen Hamid Karzai treffen, um über die Region und den Anti-Terrorkrieg zu beraten. Gleichzeitig soll der US-Congress erhebliche Finanzhilfen für Pakistan lockermachen. Trotz der Versicherung von Holbrooke sind die USA nicht besonders zufrieden mit der pakistanischen Regierung. Doch ähnlich wie in Afghanistan fehlt es ihr an Alternativen.
Präsident Zardari weiterhin unpopulär
Zardari ist in seinem Land weiterhin unpopulär. Seiner Regierung lässt zudem Professionalität und Weitblick meist schmerzlich vermissen. Die jüngsten ethnischen Ausschreitungen in der Hafenstadt Karachi, bei denen mindestens 36 Menschen ums Leben kamen, waren der Führung in Islamabad kaum eines Kommentars würdig.
Auch sonst mangelt es der Regierung an Führungsstärke. Doch an allen Ecken und Enden des Landes brennt es. In Belutschistan hat der Aufstand der Separatisten weiter an Dynamik gewonnen. Im Swat-Tal, unweit der Hauptstadt, demütigen die lokalen Taliban-Führer immer noch offen der Regierung. Sie weigern sich weiterhin, trotz des umstrittenen Friedensvertrags mit der Regierung ihre Waffen niederzulegen. Auch die Militär-Operation in den umliegenden Gebieten scheint sie nicht zum Umdenken bewegt zu haben.
Die Provinzhauptstadt Peshawar leidet unter einer Flüchtlingskrise, von der keiner spricht. Etwa eine Million Menschen sollen wegen der Kämpfe ihre Heimat im Grenzgebiet zu Afghanistan verlassen haben. Shia-Muslime haben Angst, dass mit dem Vormarsch der Taliban im Swat der religiösen Konflikt zwischen den Shia- und Sunni-Muslimen in Pakistan wieder aufflammen könnte.
Es gibt Anzeichen, dass die USA jetzt verstärkt den populären Oppositionsführer Nawaz Sharif hofieren. Doch der zweimalige Premierminister scheint im Moment wenig geneigt zu sein, das Schlamassel von der Regierung Zardari erben zu wollen. Auch das pakistanische Militär hat bislang wenig Euphorie gezeigt, wieder die Regierungsgeschäfte des Landes zu übernehmen. Erst vor acht Monaten war Ex-General Pervez Musharraf als Präsident Pakistans zurückgetreten. Die Möglichkeiten Washingtons sind angesichts der Lage also begrenzt.