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Amis-Entschädigung wackelt

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Fast 30 Prozent der 14.000 Amis-Opfer lehnen Vergleich ab.


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Wien. Sechs Jahre nach Platzen der 145-Millionen-Euro-Anlagebetrugsaffäre um die Amis-Gruppe, die Luxemburger Fondsanteile vertrieb, scheint die Entschädigung der rund 14.000 Opfer zur Farce zu werden. Der Plan der Republik, die Fehler der Bundeswertpapieraufsicht mit 27 Prozent des Schadens wiedergutzumachen, dürfte wackeln. Denn die Republik muss 83 Prozent Zustimmung erhalten, damit der Generalvergleich klappt. 63 Prozent der Gelder sollen aus Luxemburg fließen.

Zwei Anlegergruppen mit zumindest 4000 Geschädigten legen sich quer. Wie berichtet, wird der Prozessfinanzierer AdvoFin, der 2500 Geschädigte vertritt, das Angebot ausschlagen. "Es ist ungewiss, wie viel Geld wann aus Luxemburg fließt, und daher ist es für die Anleger nicht zumutbar, dass man Vergleiche schließt und damit die Haupthaftungsadressaten, die Republik und die Anlegerentschädigung, verliert", sagt AdvoFin-Chef Franz Kallinger. "Außerdem gibt es ein OGH-Urteil, dass die Anlegerentschädigung zahlen muss." Hieß es vor kurzem noch, dass 63 Prozent des Schadens aus der Liquidation der Luxemburger Amis-Fonds wieder gutgemacht werden, so sollen es nach neuer Schätzung nur 40 bis 45 Prozent sein, weiß der Vorarlberger Anwalt Hans-Jörg Vogl. Vogl: "Je weniger aus Luxemburg kommt, desto mehr wird die Republik bluten müssen."

Bis dato unbekannter Prozessfinanzierer

Seit vergangener Woche ist auch die Gruppe "Berater helfen Amis-Geschädigten" auf dem Kriegspfad gegen die Republik. Sie besteht aus Ex-Amis-Vermittlern, die damals lukrative Provisionen kassierten. Aus "schlechtem Gewissen" organisierte man für geschädigte Kunden - anscheinend unentgeltlich - Hilfe.

Rund 1500 der 3000 Anleger, die die Berater vertreten, sollen mit Anwalt Vogl und dem unbekannten Prozessfinanzierer EAS Erste Allgemeine Schadenshilfe AG aus Liechtenstein eine Phalanx bilden. Das Vergleichsangebot halten sie für "schäbig". Laut Vogl erhält EAS etwa 21 oder 22 Prozent Erfolgshonorar von den Geschädigten. Dem Vernehmen nach wollen die Berater dabei aber mit 25 Prozent finanziell mitnaschen. "Das habe ich auch gehört", bestätigt Vogl. "Die Berater machen viel Arbeit, die eigentlich die EAS machen müsste."

Vogl bestätigt, dass er es war, der den Prozessfinanzierer EAS aus der Taufe gehoben hat: "Ich habe die Schadenshilfe gegründet, hatte Aktien und hatte das Problem, dass EAS alles tun darf, was ein Anwalt nicht darf. Ich wurde angezeigt und sagte Schluss damit."

Er habe die Aktien jemandem übertragen, der diese für die Kapitalgeber hält, die bei Banken Bürgschaften hinterlegt haben. Damit Vogl für die EAS tätig wird, muss diese laut seinen Angaben eine entsprechend dotierte Bankgarantie vorlegen.