Wien. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International drängt die albanischen Behörden, den Tod von drei Männern zu untersuchen, die am Freitag bei einer Demonstration gegen die Regierung in Tirana vermutlich von der Polizei erschossen wurden.
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"Die Polizei hat das Recht, die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Bevölkerung zu schützen, aber sie darf keine übermäßige Gewalt gegen jene ausüben, die ihr legitimes Recht zu protestieren ergreifen", betonte Andrea Huber, die Vizedirektorin von Amnesty für Europa und Zentralasien in einer Aussendung.
Drei Zivilisten waren getötet worden, nachdem bei einer Anti-Regierungs-Demonstration am Freitagnachmittag in Tirana geschossen worden war. Rund 20.000 Demonstranten hatten sich auf Geheiß des sozialistischen Oppositionsführers Edi Rama im Zentrum der Hauptstadt versammelt, um gegen Korruption zu protestieren und den Rücktritt der Regierung zu fordern. Einige versuchten, das Regierungsgebäude zu stürmen. Die Zivilisten wurden nach Angaben eines Arztes aus nächster Nähe erschossen. Dutzende Polizisten und Demonstranten wurden verletzt, einige lebensgefährlich.
Präsident Bamir Topi, Rama sowie internationale Akteure riefen zur Ruhe auf. Rama und Ministerpräsident Sali Berisha ergingen sich in gegenseitigen Beschuldigungen wegen der Vorfälle. Berisha bezeichnete Oppositionsführer Edi Rama und die Anführer der Proteste am Abend in einer Ansprache in seinem Büro als "Kriminelle und Banditen". Sozialistenchef und Oppositionsführer Edi Rama wiederum warf den Sicherheitskräften gezielte Provokationen vor. Am Samstag blieb die Lage ruhig. Auf den Straßen Tiranas waren viele Polizisten zu sehen.
Die Opposition will weitermachen. Nach dem Ende der Trauerzeit für die drei erschossenen Demonstranten sollten die Proteste wieder beginnen, sagte am Samstag der sozialistische Oppositionsführer und Bürgermeister von Tirana, Edi Rama, der Nachrichtenagentur AFP. Er wies zugleich Vorwürfe zurück, dass die Opposition mit den Protesten versucht habe, die Regierung zu stürzen.