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Vom Amt zum modernen Dienstleistungsunternehmen. | Rundum-Betreuung für Arbeitslose. | Wien . "Die Ausgliederung des Arbeitsmarktservices AMS war eine der erfolgreichsten in Österreich. Wir exportieren heute sogar unser Know-How ins Ausland", schwärmt AMS-Vorstand Herbert Böhm über sein Unternehmen.
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Vor mehr als zehn Jahren, genau: am 1. Juli 1994, wurde das frühere Arbeitsamt aus dem Sozialministerium ausgegliedert. Seitdem versteht sich das AMS als Dienstleistungsunternehmen, das aus Arbeitslosen "Kunden" gemacht hat.
Zum "modernden, kundenorientierten" Erscheinungsbild gehört auch ein neues Leitbild für Führungskräfte des AMS. "Früher haben sich die Mitarbeiter geniert, beim Arbeitsamt zu arbeiten", so Böhm. Ziel ist es heute, einerseits den Kunden und Unternehmen professioneller entgegenzutreten ("Anzug und Krawatte sind aus Respekt vor dem Gegenüber selbstverständlich") und andererseits die eigenen Beschäftigten besser zu motivieren.
4500 AMS-Mitarbeiter
Vor allem letzteres ist besonders wichtig, ist der Mitarbeiterstab in den vergangenen Jahren trotz Explosion der Arbeitslosenzahlen nur von 3800 auf 4500 gestiegen. Dennoch ist die Dauer, die jemand in Arbeitslosigkeit verweilt, seit 1994 von 150 auf 107 Tage gesunken. Für Böhm ein Indikator für die hohe Qualität der Betreuung. Das AMS ist zudem keine Entsorgungsanstalt für Minderqualifizierte, so Böhm: "Wir versuchen nicht, Langzeitarbeitslose abzubauen, sondern sie erst gar nicht entstehen zu lassen." Dafür fahren speziell ausgebildete Berater durch Österreich und werden vor Ort in die Beschäftigungsstrategie der Unternehmen eingeschaltet, um Kündigungen vorzubeugen bzw. offene Stellen sofort nachzubesetzen; 70 Prozent der Betriebe bewerten diesen Service mit 1 bis 2. Weiters gibt es für Unternehmen die Möglichkeit, freie Stellen online zu melden. "Auf unserer Webseite können Jobs österreich- sowie weltweit angeboten und gesucht werden", erzählt Böhm stolz.
Nichtsdestotrotz werden erst 26 Prozent der Stellenangebote dem AMS gemeldet. Vor allem höhere Positionen werden über private Personalvermittler besetzt. Ein Punkt, der auch den AMS-Vorstand stört: "Die Personalvermittler suchen über unsere Homepage Kandidaten und kassieren dafür von ihren Kunden."
Neue Suchmethoden
Was hat sich seit der Ausgliederung des AMS vor zwölf Jahren bei den Methoden der Jobsuche geändert? Böhm: "Früher war alles ziellos und wurde von der Politik gesteuert. Im besten Fall hat man Zettel mit Angeboten aufgehängt." Heute hingegen gibt es für Arbeitslose ein wahres Rundum-Paket: Talentanalyse, Coaching, Schulungen, persönliche Betreuung: "Innerhalb von 24 Stunden erhält jeder Kunde von uns Antwort auf seine Anfrage." Im Gegenzug fordern die Jobvermittler des Bundes aber auch die aktive Beteiligung der Betroffenen ein: Bei Verstößen gegen Auflagen drohen Sanktionen bis hin zur Streichung des Arbeitslosengeldes. Trotz des modernen und engagierten Auftretens kann das AMS Maßnahmen der Politik im Bereich Arbeitsmarkt nicht ersetzen. Dennoch versteht Böhm seine Organisation auch als Gestalter, der Stellungnahmen zu Gesetzesvorlagen abgibt.
An der Spitze des AMS stehen zwei jeweils auf sechs Jahre ernannte Vorstände. Ein Verwaltungsrat arbeitet an der Gestaltung der Arbeitsmarktpolitik in Österreich mit und wird von Bund sowie Sozialpartnern beschickt. Das AMS ist in eine Bundes-, neun Landes- und rund 100 Regionalorganisationen gegliedert.