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AMS-Vorstand setzt auf Selbstbedienung

Von Petra Medek

Wirtschaft

AMS-Vorstand Kopf im "WZ"- | Gespräch über | Effizienzsteigerung. | Enquete über Zumutbarkeitsbestimmungen. | Wien. Bessere Betreuung, höhere Qualität der Maßnahmen, mehr Kundenzufriedenheit - die Anforderungen, die das Regierungsprogramm an das Arbeitsmarktservice (AMS) stellt, sind ambitioniert.


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Johannes Kopf, seit rund einem halben Jahr Vorstand des AMS Österreich, scheint die Palette der Aufgaben anzuspornen. "Wir haben gute Rahmenbedingungen und spannende Aufgaben", freut sich Kopf im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zur Verfügung hat das AMS dafür ein Förderbudget von 845 Mio. Euro pro Jahr bis 2010. "Das gibt uns Planungssicherheit, dadurch können wir uns mehr trauen."

Und dazu zählt für Kopf vor allem die Effizienzsteigerung der AMS-Leistungen. Vor allem die intensivere Betreuung der Arbeitslosen hat sich der AMS-Chef auf die Fahnen geschrieben.

Allerdings gilt das nicht für alle AMS-Kunden gleichermaßen. "Wenn 60 Prozent der Arbeitslosen binnen drei Monaten selbst einen Job finden, dann brauche ich mich um die nicht zu kümmern. Man muss vielmehr auf jene schauen, die aufgrund ihrer Personenmerkmale wie Alter, Betreuungspflichten oder Ausbildung sehr viel schwieriger eine Stelle finden", erklärt der AMS-Vorstand.

Jenen 60 Prozent, die zunehmend auf die Selbstbedienung verwiesen werden, werde ja mit Versicherung und Arbeitslosengeld geholfen, sodass sie "den Rücken frei haben, um sich selbst einen Job zu suchen". Ob das bedeutet, dass sich ab jetzt 60 Prozent der Arbeitslosen in den AMS-Angeboten selbst zurecht finden müssen? Das will Kopf nicht so verstanden wissen. "Selbstbedienung wird auch jetzt schon genutzt."

"Kalkulierte Wenigerzufriedenheit"

Dass dies die Zufriedenheit mit den Leistungen des AMS beim Großteil der Betroffenen nicht gerade steigern wird, räumt Kopf ein. Doch: "Das ist eine kal kulierte Wenigerzufriedenheit. Denn wir haben beschränkte Ressourcen und müssen überlegen, wie wir die einsetzen. Wir wollen mehr Zeit für die, die unsere Hilfe wirklich brauchen."

Und das seien in erster Linie Jugendliche ohne Pflichtschulabschluss, Langzeitarbeitslose oder ältere Personen. Diese intensiver zu betreuen heißt für Kopf: mehr Termine mit dem AMS-Berater, rascherer Einstieg in Schulungen und ein Betreuungsplan für jeden einzelnen. Den Druck auf den Arbeitslosen derart zu erhöhen "ist nicht unbedingt etwas Negatives", meint Kopf. Doch dies werde oft als Verschärfung der Bedingungen für die Jobsuchenden missverstanden, spielt er auf Reaktionen auf seine jüngsten Aussagen über die Zumutbarkeitsbestimmungen an.

Kopf hatte unter anderem dafür plädiert, die Mindeststundenzahl, die ein Arbeitsuchender zur Verfügung stehen muss, von 16 auf 20 zu erhöhen. Das würde in erster Linie Wiedereinsteigerinnen mit Betreuungspflichten betreffen. Sein Vorstoß trug dem AMS-Vorstand Kritik von Arbeiterkammer und ÖGB ein.

Er sei nicht für eine Verschärfung der Bedingungen für Wiedereinsteigerinnen, sondern wollte auf die fehlenden Rahmenbedingungen hinweisen, versucht Kopf zu beschwichtigen. "Ich habe argumentiert, eine Erhöhung auf 20 Stunden würde fünf Mal so viele Teilzeitjobs bringen. Nur hat das keinen Sinn, ohne vorher die Kinderbetreuung zu diskutieren." Geplant sei daher eine Enquete zum Thema unter Einbeziehung von Vertretern der Länder.

Wiedereinsteigerinnen seien für die Vermittlung eine der schwierigsten Gruppen, meint Kopf. Die größte Herausforderung sieht er jedoch bei arbeitslosen Jugendlichen. Bei Schul- oder Lehrabbrechern und Personen mit Migrationshintergrund werde der Problemdruck tendenziell größer. 2006 ging die Jugendarbeitslosigkeit um 9,5 Prozent auf knapp 9000 15- bis 24-Jährige zurück. Insgesamt sank im Jahresschnitt die Zahl der Arbeitslosen um 5,3 Prozent auf rund 239.000 Personen. Heuer soll es 15.000 bis 20.000 weniger Jobsuchende geben.

Bei Kursen und Stellen in die Qualität gehen

Höhere Ziele hat sich das AMS auch bei der Stellenakquisition gesetzt. Hier sollen heuer mehr offene Stellen für Personen mit Lehrabschluss und höherer Qualifikation aufgetan werden. Kopf wünscht sich, dass insgesamt 160.000 Jobs bei Firmen vom AMS akquiriert werden.

Und schließlich wird auch an der Qualität der Schulungsmaßnahmen, durch die das AMS immer wieder in die Kritik gerät, gefeilt. Ob ein Kurs effizient war, wird daran gemessen, ob der Schulungsteilnehmer innerhalb von drei Monaten einen Job gefunden hat. "Wir haben pro Jahr mit 800.000 Menschen zu tun. Bei der Menge an Kunden werden immer Fehler passieren, aber es sollen halt weniger werden."

Von den 845 Mio. Euro werden zwei Drittel für Qualifikationen ausgegeben, ein Viertel geht für Beschäftigtenbeihilfe auf, der Rest für Kinderbetreuungs- oder Entfernungsbeihilfen. Kopf sieht das AMS damit gut aufgestellt und gibt sich zuversichtlich: "Wir wollen in die Qualität gehen, bei der Ausbildung ebenso wie bei den akquirierten Stellen. Wir werden da auch ein bisserl goscherter."