Als naiver und unerfahrener Fernseher würde man sich von MTV - M steht ja für music - wohl hauptsächlich die aktuellen Charts oder andere Beiträge über Musiker erwarten. Mag schon sein, dass der "Musiksender" auch derartige Formate irgendwann einmal durchs Programm huschen lässt. Der Großteil der Sendezeit des als hip gelten wollenden Kanals wird heutzutage - wer weiß, vielleicht war es auch einmal anders - allerdings in Pseudo-Reality-Sendungen gebuttert.
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Da lassen sich in "Made" dann arme, ausgeschlossene amerikanische Teenager von speziellen Coaches zu Cheerleadern, Schönheitsköniginnen oder Rappern hinbiegen und schwärmen im Anschluss von ihrem neu gewonnen Selbstbewusstsein (die neu gewonnene Freundesschar lächelt derweil gewinnend ins Bild). Bei "Klaas und Joko" - die optisch stark an eine jüngere Version von Stermann und Grissemann erinnern - animiert man sich gern dazu, Leute zu erschrecken oder einfallslos vor den Kopf zu stoßen. Und lange Strecken werden mit Aufforderungen wie "wenn ich du wäre, würde ich jetzt da rüber gehen und einen Liter Cola trinken, Joko" und der anschließenden Umsetzung gefüllt.
An Absurdität wirklich nicht mehr zu toppen, ist aber "A Double Shot of Love" täglich um 17.30. Dort buhlen zwölf Männer und Frauen - natürlich in einer Luxusvilla wohnend - um die Liebe. Und zwar nicht nur um die der praktischerweise gleich bisexuellen Rikki - nein. Zusätzlich auch um jene ihrer zufällig ebenfalls bisexuellen Zwillingsschwester Vikki (und gemeinsam sind sie dann auch noch Ikki). Da fragt man sich doch nur noch: Warum wird der Musik eigentlich so wenig Unterhaltungswert zuerkannt?