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AN-Chef Fini warf das Handtuch

Von Micaela Taroni

Politik

Rom (APA) · Die Europawahl vom Sonntag hat die italienischen Parteien wie ein Erdbeben erschüttert. Nach dem Chef der Grünen, Luigi Manconi, ist Mittwoch auch der Vorsitzende der | italienischen Rechtspartei Nationale Allianz (AN), Gianfranco Fini, ist zurückgetreten. Und auch der Vorsitzende der Volkspartei (PPI) Franco Marini sucht einen Nachfolger.


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Der 47jährige Fini übernahm die Verantwortung für die Schlappe seiner Partei bei der Europawahl. Die AN, die Mitte der 90er Jahre aus der neofaschistischen Partei hervorgegangen war, kam

nur auf zehn Prozent der Stimmen. Vor drei Jahren schaffte sie bei den Parlamentswahlen 15 Prozent.

Fini gilt als einer der geschicktesten Politiker Italiens. In Rom wird nicht ausgeschlossen, daß die Parteispitze ihn bitten könnte, die Führung nochmals zu übernehmen.

Der radikale Parteiflügel wirft dem 45jährigen Fini die mißlungene Allianz mit dem Reformpolitiker Mario Segni vor, der in den vergangenen Jahren von einer Partei zur anderen gewandert ist,

ohne seine Rolle in der Politik zu finden.

Für die AN ist die Niederlage besonders enttäuschend, weil sich Finis Verbündeter Silvio Berlusconi mit seiner Forza Italia trotz des Verlustes von fünf Prozent mit 25 Prozent Stimmenanteil als

stärkste Partei profilieren konnte.

Auch Franco Marini, der Chef der aus der Democrazia Cristiana hervorgegangenen Volkspartei, die bei den EU-Wahlen die schlimmste Niederlage seit ihrer Gründung im Jahr 1993 hinnehmen mußte

· sie schrumpfte von 10 auf vier Prozent · erwägt seinen Rücktritt.

Nach wochenlanger Auseinandersetzungen mit anderen Zentrumsparteien · zuletzt, weil sie keinen ihrer Kandidaten bei der Präsidentenwahl durchbrachte · scheint die Volkspartei in die schlimmte Krise

ihrer kurzen Geschichte geschlittert zu sein.

Auf der Suche nach einem neuen Parteichef sind auch die Grünen. Während im Rest Europas die Umweltparteien an Stimmen zulegten, fielen die italienischen Grünen von 3,2 auf 1,8 Prozent. Parteichef

Luigi Manconi, der während des Krieges am Balkan den NATO-Kurs der Regierung D'Alema stark angegriffen hatte, trat zurück. Wer die Führung der Splitterpartei übernehmen wird, ist unsicher.

Selbst der Gründer der Föderalismus-Bewegung Lega Nord, Umberto Bossi, ist nach dem enttäuschenden Wahlergebnis vom Sonntag nicht mehr so fest im Sattel. Bossi erklärte sich zum Rücktritt

bereit, sollte es die Parteiführung von ihm verlangen. Die Lega Nord erzielte mit knapp 4,5 Prozent der Stimmen ihr schlechtestes Resultat seit Jahren.

Ministerpräsident Massimo D'Alema hat einen Rücktritt nach dem enttäuschenden Ergebnis seiner Demokratischen Linken (DS) ausgeschlossen. In einem Interview mit der römischen Tageszeitung

"La Repubblica" vom Mittwoch begründete dies D'Alema damit, daß die Regierungsparteien insgesamt ihre Position hielten und mehr als 40 Prozent der Stimmen holten. D'Alemas DS

schrumpfte bei der Wahl von 19 auf 17 Prozent.