Antibiotika gelangen nicht immer zu den Zellen im Gewebe, wo sie Bakterien bekämpfen sollen.
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Forscher des Francis Crick Institute in London und der University of Western Australia haben ein neues bildgebendes Verfahren entwickelt, um zu sehen, ob Antibiotika überhaupt die Bakterien im Gewebe erreichen, die sie erreichen sollen. Die Erkenntnisse, so hoffen die Forscher, sollen helfen, Antibiotika effektiver einzusetzen und die Behandlungsdauer, insbesondere bei Tuberkulose, verkürzen. Die Studie erschien Ende Dezember in Plos-Biology.
Für das neue Bildgebungsverfahren hatten die Forscher das Lungengewebe von mit Tuberkulose infizierten Mäusen untersucht. Sie kombinierten eine Reihe von unterschiedlichen hochauflösenden Mikroskopen, die unterschiedliche Ebenen und Gewebetypen sichtbar machen können: Konfokalmikroskopie, Fluoreszenzmikroskopie, Elektronenmikroskopie und Sekundär-Ionen-Massenspektrometrie.
Es zeigte sich: Das für die Forschung untersuchte Antibiotikum Bedaquilin, das bei multiresistenten Tuberkulose-Keimen eingesetzt wird, erreichte nicht alle infizierten Zellen. Dafür lagerte sich das Antibiotikum in zwei Typen von Immunzellen an. Ein Ergebnis, das die Forscher überraschte, wie es in der Aussendung heißt.
Die Heilungschancen bei bakteriellen Infektionen, wie zum Beispiel Tuberkulose, hängen unter anderem davon ab, ob Antibiotika tatsächlich ausnahmslos alle Zellen erreichen, die mit Tuberkulose-Bakterien infiziert sind. Aus diesem Grund dauern Behandlungen mit Antibiotika oft lang. Bei Tuberkulose-Erkrankungen müssen sogar über mehrere Monate verschiedene Typen von Antibitoika eingenommen werden. Könnte man Antibiotika nun danach differenzieren, welche Zellen sie erreichen und welche nicht, so könnten die Behandlungen wesentlich kürzer sein und das Risiko von Antibiotika-Resistenzen reduziert werden.
"Wenn wir klarer sehen, wohin die Antibiotika gehen, können wir die Behandlung verbessern", sagte Studienautor Max Gutierrez vom Crick-Institute in einer Aussendung,. Co-Autor Tony Fearns, ebenfalls vom Crick-Institute, will das neue Verfahren für die Entwicklung neuer Antibiotika einsetzen. (red)