Westen stottert, Chinas Wirtschaft wächst rasant. | Politische Stärke Pekings wächst. | Peking/Wien. China schäumt. Mit harschen Worten hat die Pekinger Führung Barack Obama vor einem Treffen mit dem Dalai Lama gewarnt. Der US-Präsident hat angekündigt, das Oberhaupt der Tibeter am kommenden Donnerstag im Weißen Haus zu empfangen. Das Treffen müsse abgesagt werden, damit die chinesisch-amerikanischen Beziehungen keinen Schaden nehmen, verlautete aus dem chinesischen Außenministerium.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dass die Drohungen Chinas oft keine leeren Worte sind, zeigte sich, als im Dezember 2008 Peking den EU-China-Gipfel absagte. Zuvor hatte es Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gewagt, den Dalai Lama zu empfangen.
Das Auftreten Chinas zeigt, dass sich die Volksrepublik immer mehr als Großmacht versteht. Am Sonntag beginnt in China ein neues Jahr, das im Zeichen des Tigers steht - und dieser legt derzeit ein gewaltiges Tempo vor. Während die westlichen Wirtschaften mit der Bewältigung der Krise kämpfen, beschleunigte sich das Wachstum in China im Schlussquartal 2009 auf mehr als zehn Prozent. Die Pekinger Führung fürchtete gar eine Überhitzung der Wirtschaft und hat daher im Jänner den Banken einen vorübergehenden Kreditstopp verordnet.
Zudem besitzt China die weltgrößten Devisenreserven und ist dabei, Japan als zweitgrößte Wirtschaftsmacht nach den USA zu überholen.
Doch wirtschaftliche Stärke allein macht noch keine Supermacht aus, und Experten streiten, ob China schon als solche gilt. Anders als die USA könne China etwa sein Militär nicht an beliebigen Orten einsetzen, meinen Analysten, die China den Titel einer Supermacht noch nicht zusprechen wollen.
Ganz anders argumentiert der US-Politologe Parag Khanna. Supermacht zu sein bedeute, weltweit Allianzen aufgebaut und Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entwicklungen zu haben, sagt der Mitarbeiter des Thinktanks New America Foundation. Dies treffe auf China ebenso zu wie auf die USA und die EU.
Tatsächlich ist heute kaum ein globales Problem ohne China zu lösen, wie etwa der Atomstreit mit Nordkorea und dem Iran beweist.
Der Aufstieg Chinas hat aber keine politischen Veränderungen im Inneren bewirkt: Die Ein-Parteien-Diktatur gilt als unantastbar und Dissidenten werden brutal verfolgt. Doch Ermahnungen des Westens ignoriert China, und Druck lässt sich auch keiner aufbauen - dafür ist die Volksrepublik mittlerweile einfach viel zu einflussreich und mächtig.