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An der Tankstelle: Was ist schon "normal" .. .

Von Analyse Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Mit einem Überraschungscoup hat der österreichische BP-Konzern Normalbenzin aus seinem Tankstellennetz genommen. Das gilt zwar vorerst nur für die im Eigenbesitz befindlichen Stationen, 183 an der Zahl. 300 BP-Stationen, die nicht mehr dem Konzern gehören, sind noch nicht betroffen. Die heimische Konkurrenz, mit der OMV an der Spitze, will vorerst nicht folgen, es ist aber davon auszugehen, dass es viele Nachahmer geben wird.


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Als Grund dafür wird angeführt, dass Normal und Super 95 am Weltmarkt praktisch gleich viel kosten und somit der Kunde besser dran wäre, wenn er das bessere Produkt ums gleiche Geld kaufen kann. Der Markt hätte auch bereits entsprechend reagiert, die Nachfrage nach Normalbenzin sei rückläufig. Interessant dabei ist, dass der Verkauf von Normalbenzin in Österreich im ersten Quartal um rund 15 Prozent zurückging, in Deutschland jedoch um 60 Prozent, die deutsche BP aber Normal weiter im Programm hat.

Der Grund für die BP-Aktion ist allerdings weniger das Eingehen auf Kundenwünsche, sondern liegt in der Tatsache begründet, dass man mit neuen Produkten besser verdienen kann. Die Gewinnspanne bei Normal und Super ist in Österreich eher dürftig. Deshalb versucht man mit sogenannten Premium-Produkten die Gewinnzahlen zu verbessern.

Offiziell verkauft werden diese Produkte unter dem Schlagwort der besseren Umweltverträglichkeit und geringeren Treibstoffverbrauchszahlen. Einschlägige Tests haben allerdings ergeben, dass dieses Argument kaum zutrifft, die Ersparnis für die Autofahrer ist marginal. Shell und BP führen bereits seit einiger Zeit "Ultimate Diesel", der im Schnitt um 7 Cent teurer verkauft wird und angeblich bei den Autofahrern gut ankommt. Laut BP tankt bereits jeder fünfte Autofahrer Premium-Diesel. Die Mehrkosten für Premium-Diesel sind nach Expertenmeinung nicht sehr hoch.

BP ersetzt Normalbenzin nun durch ein Ultimate-Benzin, das an der Tankstelle vier Cent mehr kostet.

Dass sich die Kalkulation mit Spezialprodukten durchaus rechnet, kann man bei Superplus 98 nachvollziehen (Marktanteil zwei Prozent). Am Weltmarkt kostet Superplus gerade einmal um einen Cent mehr, an der Tankstelle wird es aber um bis zu zehn Cent teurer verkauft. Ein sehr gutes Geschäft, auch wenn die Konzernmanager auf höhere Transportkosten verweisen.

Und warum ist Normal am Weltmarkt so teuer, wenn es doch in Europa keine Nachfrage mehr gibt? Europäische Autos sind alle auf Super 95 ausgerichtet, in Amerika wird aber vorrangig Normal gefahren. In den USA mangelt es an Normal, also wird heftig in Europa eingekauft. Experten meinen allerdings, das sei als Begründung nicht ganz nachvollziehbar.

analyse@wienerzeitung.at