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Mitunter irrt man sich, und mitunter ist der Irrtum groß genug, dass man ihn mehr oder weniger öffentlich einbekennt. Ich gestehe also, ich habe mich geirrt. Als das Theater an der Wien von der Musicalbühne zum Opernhaus umgewandelt und Roland Geyer mit der Direktion beauftragt wurde, hielt ich das für einen Irrweg - und Geyer für den falschen Mann. Als entlastenden Umstand kann ich nur anführen: Damals, 2006, war die Staatsoper noch die Staatsoper.
Heute ist das Theater an der Wien das interessanteste und wichtigste Opernhaus der österreichischen Hauptstadt. Vorbildlich wird eine Programmmischung von Bekanntem und Unbekanntem, von Barock, klassischer Moderne, Gegenwart geboten und in die dunklen Winkeln von Klassik und Romantik hineingeleuchtet. Menschenskind, wer spielt denn in unseren Breiten schon Peter Tschaikowskis "Zauberin", Darius Milhauds "Mère coupable", Jean-Philippe Rameaus "Platée" oder, in zurückliegenden Spielzeiten, Hans Werner Henzes "Prinz von Homburg" oder Paul Hindemiths "Mathis der Maler"?
Und würde man an der Wien etwa Janáčeks "Schlaues Füchslein" aufführen, könnte man als Zuschauer sicher sein, dass diese klingende Naturphilosophie nicht zum kinderfreundlichen Plüschtierzoo verkommt, wie es am Ring der Fall ist.
Das Theater an der Wien ist als Oper im Gespräch, weil es Oper macht, nicht, weil ein Generalmusikdirektor beleidigt davonläuft. Morgen ist das Saisoneröffnungskonzert, ab Sonntag kann ich mich dann wieder auf wirklich gutes Musiktheater freuen!