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An die eben-nicht-verlorene Generation

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting, ist Wirtschaftspädagogin und Unternehmensberaterin in Wien. Sie ist Sprecherin des Arbeitskreises Industrie 4.0/IoT und Aufsichtsratsvorsitzende des Verbandes Österreichischer Wirtschaftsakademiker.
© privat

In der Corona-Krise erworbene zusätzliche Kompetenzen werden heutigen Jugendlichen in der Zukunft helfen.


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Nein, meine Lieben, ihr seid nicht eine "verlorene Generation"! Im Gegenteil: Ihr seid die Zukunftsgeneration, die nun mit viel umfassenderen Praxiserfahrungen, als sie in der Theorie für euer Alter vorgesehen sind, kommende Herausforderungen - beruflich und privat - bewältigen wird. Ihr habt 2020, so wie eure Eltern und Lehrkräfte, viele neue Kompetenzen erworben, von denen ihr bis dahin höchstens in der Theorie - oder aufgrund eures Alters noch gar nicht - gehört hattet.

Allen voran die "Selbstorganisation": Von heute auf morgen hattet ihr den Auftrag, nicht mehr in die Schule zu gehen und nicht mehr vom Lehrer vor der Tafel oder in Kleingruppen zu lernen, sondern alleine online über einen Bildschirm vor einem Computer - im schlimmsten Fall war es nur euer Smartphone. Dass man dieses auch zum Lernen einsetzen kann, war für viele eine völlig neue Erfahrung, denn bis dahin wart ihr damit vor allem auf Social-Media-Seiten unterwegs.

Ihr habt eine Zeit erlebt, in der die Erwachsenen völlig verunsichert wurden - nicht so sehr von euch (womit ihr schon Erfahrung hattet), sondern von den großen abrupt einsetzenden Veränderungen rundherum: Geschäfte sperren zu, alle müssen zuhause bleiben, Jobs werden gekündigt, Umsätze gehen verloren, in den Ferien zu den Großeltern oder gar ins Ausland fahren geht nicht mehr - oder vielleicht doch . . . ?

Viele Fragen, viele Existenzsorgen, viele Unsicherheiten, keiner kennt sich aus - und ihr seid mittendrin. Viele von euch haben sich dabei sehr hilflos gefühlt, die Angst der Eltern gespürt, und ihr konntet nichts dagegen tun. Vielleicht habt ihr manchmal - so wie die Erwachsenen - einfach geschrien, wart bockig, habt geweint. Ihr wart verzweifelt und wolltet - so wie die Erwachsenen - einfach nur euer altes Leben in den gewohnten Bahnen zurück.

Letztendlich habt ihr euch aber "zusammengerissen", habt euch "neu organisiert", habt euch an die neue Situation angepasst und versucht, so gut wie möglich die neuen Anforderungen, die Eltern und Lehrkräfte an euch herangetragen haben, zu bewältigen. Ihr habt nicht aufgegeben, ihr habt bei allen Schwierigkeiten versucht, das Bestmögliche daraus zu machen.

Genau deshalb, meine Lieben, seid ihr eben nicht eine "verlorene Generation", sondern deshalb seid ihr die Zukunftsgeneration, auf deren Mitarbeit jedes Unternehmen stolz sein kann. Deshalb habt ihr auch die besten Voraussetzungen dafür, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Denn ihr habt gelernt, mit einer Krisensituation ohne Blaupause umzugehen, habt dabei gute und schlechte Erfahrungen gemacht und könnt nun mit diesem Erkenntnisschatz euren Lebensweg weiter beschreiten. Dafür wünsche ich euch von Herzen alles Gute!

P.S.: Eure Flexibilität und Selbständigkeit entbindet meine Generation nicht davon, dafür zu sorgen, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, mit denen wir die bestehende Gesundheitskrise, die noch größer werdende Wirtschaftskrise und die Klimakrise bewältigen können. Dazu braucht es uns alle - hört nicht auf, das einzufordern.