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An FinTechs führt kein Weg (mehr) vorbei

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

Banken kooperieren vermehrt mit Newcomern im Bereich Financial Technologies.


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Wien. Sie heißen Numbrs, GoBank, Kreditech oder leasinGo. Sie bieten Banking im Web oder per App, Bezahlen mit dem Smartphone und über mobile Geräte, die Organisation von Geldanlagen und Investments sowie den Vergleich von Leasing-Angeboten. Und das sind nur einige Beispiele dafür, was die Financial-Technologies-Branche zu bieten hat. Die Mission dieser sogenannten FinTechs ist simpel: Sie wollen den Umgang mit Geld - ob beim Bezahlen, Verwalten oder Investieren - noch einfacher machen.

Dank ihrer Innovationskraft und Kundenfreundlichkeit hat sich diese neue Finanzbranche mittlerweile zu einem Megamarkt entwickelt. Schätzungen zufolge werden die globalen Investitionen im Bereich FinTech in den nächsten fünf Jahren weit über 150 Milliarden US-Dollar betragen.

Angststarre überwunden

Kein Wunder, dass immer mehr Banken sich davor fürchten, Teile ihres Geschäfts an die neuen Markteilnehmer zu verlieren. Laut dem Report "Customers in the spotlight - How FinTech is reshaping banking" sind 76 Prozent der befragten Banken der Meinung, dass ihnen FinTechs Teile ihres Geschäfts streitig machen werden. Die Studie wurde vom internationalen Unternehmensberater PricewaterhouseCoopers (PwC) erstellt.

"Banken müssen mitansehen, wie Start-ups sich über sie hinweg direkt an den Endverbraucher wenden", stellen die Experten von PricewaterhouseCoopers fest. "Zugleich sind drei Viertel der befragten Banken überzeugt, dass sich der größte Einfluss der FinTechs im Bankenbereich aus der zunehmenden Fokussierung auf den Kunden ergibt." Der Grund: Kundenorientierung ist nach wie vor ein Schwachpunkt im traditionellen Bankengeschäft und gleichzeitig eine Stärke der FinTech-Start-ups.

Doch nun dürften die Banken die erste Angststarre überwunden haben, denn neben dem Wettbewerb entwickeln sich immer öfter direkte Kollaborationen zwischen Banken und den Markt-Neueinsteigern. Banken setzen verstärkt auf Partnerschaften mit FinTechs, um das Leistungsangebot für ihre Kunden zu optimieren, lautet die Kernaussage des PwC-Reports. "Kunden wünschen sich Komfort, Individualität, Erreichbarkeit und eine einfache Handhabung", erklärt PwC-Experte Georg Ogrinz. "Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, sollten sich Banken und FinTechs darauf konzentrieren, die jeweiligen Stärken gemeinsam gewinnbringend einzusetzen - sei es auf Seiten der Start-ups bei Produktdesign und Entwicklung oder auf Seiten der Banken bei Vertriebs- und Infrastrukturkompetenz."

Mehr Kooperation

Betrachtet man den gesamten Finanzsektor, so zeigt sich der Banksektor besonders aktiv im Hinblick auf Partnerschaften mit FinTechs. 42 Prozent der befragten Banken geben an, dass sie gemeinsame Partnerschaften mit FinTechs unterhalten und Risikokapitalfonds für die Finanzierung dieser Unternehmen einrichten. Ein Befund, den auch eine aktuelle Studie des Managementberaters Horváth & Partner bestätigt. Nachdem FinTechs von Banken lange als Bedrohung angesehen wurden, ändere sich jetzt der Kurs. Mehr als 80 Prozent der Studienteilnehmer wollen laut Marcus Niebudek von Horváth & Partner künftig enger mit diesen kooperieren. Das sei für alle Beteiligten eine klassische Win-win-Situation. "FinTechs haben meist keine eigene Banklizenz und sind auf Kooperationen mit Banken und deren Zugang zu Kunden angewiesen", erklärt Niebudek. "Banken können so ihr Leistungsangebot kostengünstig und flexibel erweitern und zusätzliche Ertragspotenziale erschließen. Und für die Kunden entsteht ein maximal attraktives Angebot."

Doch während FinTechs besonders gut darin sind, einfache Produkte und eine nahtlose Integration anzubieten, liegen ihre Schwächen im Bereich adäquater IT- und Rechtssicherheit. Hierbei haben wiederum die Banken die Nase vorn. "Wir sehen, dass beide Seiten sich aufeinander zu bewegen. Das Ergebnis ist eine neue, für beide Seiten profitable Partnerschaft, bei der der Kunde am Ende am meisten gewinnt", meinen die PwC-Experten.

Stolpersteine

Es gibt aber auch Stolpersteine, denn vielfach stecke die Abstimmung der optimalen Zusammenarbeit noch in den Kinderschuhen. "Banken sollten sich daher in der Zwischenzeit darauf konzentrieren, ihre Produkte und Dienstleistungen zu vereinfachen, um den Vergleich mit anderen Marktakteuren zu erleichtern und zu mehr Klarheit für die Kunden beizutragen", rät Bankenexperte Ogrinz. Gleichzeitig sei es unabdingbar, dass Banken bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen das Kundenerlebnis vermehrt in den Vordergrund stellen.

"Banken sollten auf das Feedback ihrer Kunden hören und daraus zeitnah neue Angebote entwickeln", fordert Ogrinz die heimischen Finanzdienstleister auf, ihre Hausaufgaben zu machen. "Denn diese Maßnahmen müssen auch unabhängig von den von FinTechs verursachten Turbulenzen am Markt ergriffen werden."