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An Weihnachten

Von Peter Bochskanl

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In den letzten Wochen waren wieder mehr österreichische "bisher" und weniger bundesdeutsche "bislang" in den ORF-Sendungen zu hören - auch kam einem nicht zu Ohren, dass außer Verbrechern jemand oder gar etwas gestanden hat . Man vermeinte auch weniger "außen vor" und mehr "draußen" zu hören, das irritierende "ab und an" wurde seltener geortet.

Hat der ORF das österreichische Sprachbewusstsein wieder entdeckt? Oder hat ihr Urlaub die schwarzen Sprach-Schafe nur vorübergehend von den Mikrofonen verbannt? Oder hat gar die Kritik am mangelnden ORF-Widerstand "gegen die ,Bislang-Sprache aus dem Westen" im "Linsengericht" vom 5. Juli einen kleinen Weckruf am Küniglberg ausgelöst?

Ob alles nur eine positive Verkettung von Zufällen ist oder der ORF nach innen reagiert hat, ist kaum zu klären. Aber reagiert hat er - nach außen mit einem Leserbrief an die "Wiener Zeitung". Dieser aber dämpft die aufgekeimte Hoffnung, dass der Kampf gegen die piefkinesische Sprachkrankheit im ORF wirklich erfolgreich sein könnte. Enthält doch das Schreiben von Wolfgang Fischer vom ORF Human Resources Management den entmutigenden Satz: "Die Unterstützung des österreichischen Idioms passiert nicht nur an Weihnachten oder an Ostern."

Da konnte man sich Sonntag nur mit der unverfälschten Dialekt- und Hochsprache des Helmut Qualtinger trösten, der als "Herr Karl" den Österreichern den noch immer gültigen gnadenlosen Spiegel entgegenhielt, in dem aber nach wie vor die meisten nicht sich selbst, sondern nur ihre Mitbürger erkennen wollen.