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An Wien vorbei

Von Bernd Vasari

Politik

Wien würde zur wichtigen Handelsdrehscheibe zwischen China und Europa werden.


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Wien. 420 Kilometer trennen Wien von der Anbindung an die Seidenstraße. Die Breitspurbahn endet derzeit in der slowakischen Stadt Kosice. Eine Verlängerung in die Bundeshauptstadt würde Wien zu einem wichtigen Handelsknotenpunkt zwischen China und Europa machen.

Das ist ein "hochattraktives Projekt", sagt Clemens Först, Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria AG. Bis 2030 könnte es umgesetzt werden mit einem Endterminal vor den Toren der Stadt. Die Finanzierung könnte im Rahmen der chinesischen Seidenstraßen-Initiative aufgestellt werden. "One belt - one road" heißt das Prestigeprojekt, in das China rund 900 Milliarden Dollar investieren will.

Die Chancen der österreichischen Wirtschaft entlang der Seidenstraße, die aus einem nördlichen und einem südlichen Ast bestehen soll, sind beträchtlich. Schon jetzt exportiert Österreich Waren im Wert von 10 Milliarden Euro in die Länder entlang der Route. 15,7 Milliarden Euro an Waren werden importiert.

Ein kurzer Überblick: Auch wenn die genaue Strecke der Seidenstraße noch nicht feststeht, so wird sie mit Sicherheit durch Kasachstan führen. Darüber sind sich die Experten einig. Das Land mache sich berechtigte Hoffnungen zum führenden Logistik-Umschlagplatz zu werden, heißt es dazu von der Wirtschaftskammer. Von Chinas Seite sei die Bereitschaft groß, dieses Vorhaben zu unterstützen. Österreichs Unternehmen bieten sich daher Export-Chancen etwa in den Bereichen Infrastruktur und der Nahrungsmittelproduktion.

Gute Export-Chancen für österreichische Unternehmen

Der Iran wird in den Plänen Chinas ebenfalls berücksichtigt. Das Land profitiert gerade von der Aufhebung internationaler Sanktionen. Großes Interesse an Handelsbeziehungen zeigte bereits die Stadt Wien. Vor einem Jahr besuchte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) im Rahmen einer Delegationsreise den Iran. Dabei seien die Bereiche Energiesicherheit, Abfallmanagement oder die Erneuerung städtischer Transportsysteme diskutiert worden. Auch in den Bereichen Umwelttechnologie und Elektroindustrie könnten österreichische Unternehmen im Iran zum Zug kommen.

In Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan könnte das Seidenstraßenprojekt ebenso zu einem Aufschwung führen. Vor allem bei Wasserkraft, Maschinenbau und Infrastruktur gibt es gute Chancen für die Österreicher.

In Chinas Entwürfen zur Seidenstraße wird Wien derzeit nicht berücksichtigt. Der nördliche Strang der Seidenstraße führt von China über die Mongolei sowie Kasachstan nach Moskau und von dort über Warschau nach Prag, Hamburg, Duisburg, London sowie Madrid. Im Süden geht es über den Iran und die Türkei nach Piräus und über den Balkan nach Mitteleuropa. Nach derzeitigem Stand wäre Budapest die Endstation.

Von ungarischer Seite gibt es zudem starke Bemühungen, um China von diesem Planstand zu überzeugen. So wurden im vergangenen Jahr fünf hochrangige chinesische Delegationen nach Budapest eingeladen. Als der chinesische Staatschef Xi Jinping diese Woche zum ersten großen Seidenstraßen-Gipfel rief, kam Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sogar höchstpersönlich vorbei. Österreich war jedoch nur mit der Botschafterin vertreten. Die "Wiener Zeitung" hat berichtet.

Die Chancen für eine Anbindung Wiens an die Seidenstraße sind damit drastisch gesunken. Alexander Biach, stellvertretender Direktor der Wiener Wirtschaftskammer, ist dieses Versäumnis bewusst. Er fordert nun ein offenes Bekenntnis der österreichischen Politik zur Seidenstraße. "Sich abzuschotten, das ist der falsche Weg", sagt er.