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Anarchisten legten Bomben in Rom

Von WZ Online

Europaarchiv

Zwei Personen bei Öffnung verletzt. | Einem Opfer droht Amputation der Hände | Bekennerschreiben aufgetaucht. | Rom. Nach den Bombenanschlägen auf die Botschaften von Chile und der Schweiz in Rom sind die Sicherheitskräfte weiter in erhöhter Alarmbereitschaft.


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Botschaftsgebäude, Ministerien, Postämter und das Parlament werden verstärkt bewacht. Gestern waren in den beiden Botschaften Paketbomben explodiert, zwei Menschen wurden verletzt. Für die Anschläge übernahm in einem Bekennerschreiben eine italienische Anarchistengruppe namens Federazione Anarchica Informale die Verantwortung.

In den Botschaften der Schweiz und Chiles explodierten am Donnerstag zwei Paketbomben und verletzten zwei Menschen. Der erste Sprengsatz explodierte gegen Mittag, als ein Angestellter der Schweizer Botschaft eine Postsendung öffnete.

Dabei erlitt der 53-Jährige schwere Verletzungen an den Händen. Der Mann musste notoperiert werden, ihm droht die Amputation eines Arms. Rund drei Stunden später explodierte eine weitere Paketbombe in der chilenischen Botschaft. Dabei wurde ebenfalls ein Mitarbeiter der Botschaft an den Händen verletzt.

In der österreichischen Botschaft wurden wie in anderen Auslandsvertretungen auch die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, aus Sicherheitsgründen wurden dort keine Briefe geöffnet.

Erstes Bekennerschreiben

Zu den Anschlägen hat sich eine italienische Anarchistengruppe bekannt. Ihr Schreiben habe sich in einer kleinen Schachtel befunden, die neben einem der beiden verletzten Botschaftsmitarbeiter gelegen habe, berichtete die Agentur Ansa. Bei der Anarchistengruppe handele es sich um die Federazione Anarchica Informale.

"Wir haben uns entschlossen, von neuem unsere Stimme zu Gehör zu bringen, mit den Worten und den Taten", heißt es in dem Schreiben. Wir zerstören das Herrschaftssystem."

Innenminister Roberto Maroni erklärte im Fernsehen, es gehe um eine äußerst gewalttätige Gruppe, die auch in Spanien und Griechenland aktiv sei und deren Mitglieder engen Kontakt hielten.

Im Oktober dieses Jahres war vor der Botschaft der Schweiz in Rom bereits ein kleiner Sprengkörper gefunden worden, der jedoch nicht explodierte. Unweit des Sprengkörpers lag ein Brief mit der Forderung nach der Freilassung der drei in der Schweiz inhaftierten italienischen Anarchisten.

Empörung bei Politikern

Der italienische Außenminister Franco Frattini verurteilte den Anschlag. Er drückte den Opfern seine Solidarität aus. "Der Anschlag hat internationale Aspekte", sagte der römische Bürgermeister Gianni Alemanno, der den Botschafter der Schweiz, Bernardino Regazzoni traf.

Die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey verurteilte den Anschlag auf die Botschaft als "heimtückische und unverzeihliche Tat" und sprach dem verletzten Mitarbeiter ihr Mitgefühl aus. Derzeit würden die Sicherheitsmaßnahmen bei Botschaft in Rom in Absprache mit den italienischen Behörden verstärkt, hieß es aus Bern.

Der chilenische Botschafter in Italien, Oscar Godoy, zeigte sich ebenfalls bestürzt: "Was in unserer Botschaft passiert ist, war ein Akt des Terrorismus, absolut irrational und brutal", sagte Godoy. Das Päckchen sei an die Kulturabteilung der Botschaft adressiert gewesen. "Uns ist unerklärlich, warum wir auf diese Art und Weise angegriffen wurden." "Überall war Blut", sagte Godoy.

(APA)

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+++ Corriere della Sera: Pacchi bomba alle Ambasciate