Laut Medienbericht wurden Mitte März Millionen Euro ins Ausland transferiert. | Präsident spricht von "Ablenkungsmanöver", betroffene Firma von "legalen wirtschaftlichen Aktivitäten".
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Paukenschlag im Euro-Krisenherd Zypern: Verwandte von Zyperns Staatspräsident Nikos Anastasiadis sollen drei Tage vor der denkwürdigen Sitzung der Eurogruppe am 15. März, bei der die Verhängung einer Zwangsabgabe für Spar- und Termineinlagen bei Zyperns Banken beschlossen wurde, genau 21.000.525,00 Euro von Zypern nach England überwiesen - und damit vor dem bevorstehenden "Haircut" - gerettet haben.
Wie die zypriotische Tageszeitung "Charavgi" in ihrer Sonntagsausgabe unter Veröffentlichung des betreffenden Bankbelegs berichtet, habe die Firma "Anti Loutsios and Sons Ltd." am 12. März 2013 insgesamt fünf Schecks der zypriotischen Laiki Bank im Gesamtwert in Höhe von insgesamt 21.000.525,00 Euro vorzeitig liquidiert. Anti Loutsios ist der Vater von Anastasiadis' Schwiegersohn und Miteigentümer der Firma "Anti Loutsios und Sons Ltd.", Jannis Loutsios. Dieser ist mit Elsa, einer der beiden Töchter von Anastasiadis, verheiratet.
Transfers
Wie aus dem von "Charavgi" veröffentlichten Dokument hervorgeht, seien noch am gleichen Tag per Überweisung Nummer TTOUTO25/0032558 zunächst 50 Prozent des Gesamtbetrags und damit 10.500.262,50 Euro nach England auf Konten der Barclays Bank und der zypriotischen Bank of Cyprus, die in England ein Filialnetz unterhält, transferiert worden. Am nächsten Tag, dem 13. März, sei per Überweisung Nummer TTOUTO25/0032560 die übrige Hälfte nach England überwiesen worden.
Erst kürzlich hatte Zyperns Finanzminister Michalis Sarris erklärt, Anastasiadis sei über die Absicht der Eurogruppe, wonach eine Zwangsabgabe auf Spareinlagen in Zypern bevorstehe, vorab unterrichtet gewesen. Dies bestreitet aber Anastasiadis. Der 66-jährige Rechtsanwalt ist seit dem 1. März 2013 Staats- und Regierungschef des pleitebedrohten Euro-Landes. Anastasiadis hatte vor der ominösen Eurogruppen-Entscheidung am 15. März bis zuletzt stets mit Nachdruck betont, dass eine Zwangsabgabe für die Spareinlagen in Zypern nicht in Frage komme. Dies begründete Anastasiadis zu jenem Zeitpunkt damit, dass eine Zwangsabgabe eine "Katastrophe" für Zypern sei.
Kapitalsverkehrskontrollen
Zum Zeitpunkt der betreffenden Überweisungen am 12. und 13. März galten auf Zypern noch nicht strenge Kapitalsverkehrskontrollen. Sie sind aus Angst vor einer massiven Kapitalflucht am 28. März bis auf Weiteres eingeführt worden, nachdem Zyperns Banken vom 16. bis einschließlich 27. März geschlossen geblieben waren. Obendrein war das Online-Banking in Zypern in diesem Zeitraum gesperrt.
Konkret sah die Eurogruppen-Entscheidung vom 15. März in der Causa Zypern unter anderem vor, dass die Spar- und Termineinlagen bei allen Banken in Zypern bis 100.000 Euro um 6,75 Prozent und die Guthaben ab 100.000 Euro um 9,99 Prozent geschnitten werden sollen, um die Rekapitalisierung des angeschlagenen Bankensektors in Zypern teilzufinanzieren. Dies hatte in Zypern Entsetzen ausgelöst.
Nach dem zwischenzeitlich schallenden Nein von Zyperns Parlament hat die Eurogruppe eine neuerliche Entscheidung gefällt, wonach die Laiki Bank, das bis dato zweitgrößte Geldinstitut in Zypern, in eine "gute" und ein Bad Bank aufgespalten und abgewickelt wird. Dabei bleiben die Guthaben bis 100.000 Euro von der Zwangsabgabe befreit, während die Guthaben über 100.000 Euro in die Bad Bank übergehen. Beobachtern zufolge droht den Großguthaben bei der Laiki Bank der Totalverlust.
Ferner werden laut Eurogruppe die Guthaben über 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus, Zyperns Branchenprimus im einheimischen Bankensektor, mit einer Zwangsabgabe belegt. Sie beläuft sich jüngsten Angaben zufolge auf 37,5 Prozent. Weitere 22,5 Prozent der Guthaben ab 100.000 Euro werden demnach bis auf Weiteres gepfändet. Die Zwangsabgabe betrifft indessen nicht die Filialen der Bank of Cyprus im Ausland.
Stellungnahme
Unterdessen haben sowohl die Firma "A. Loutsios and Sons" als auch Zyperns Präsident Nikos Anastasiadis auf den "Charavgi"-Bericht reagiert. Wie die Firma "A. Loutsios and Sons" per offizieller Pressemitteilung erklärte, seien die Transaktionen im Rahmen "legaler wirtschaftlicher Aktivitäten" erfolgt. Ferner seien lediglich 10,5 Millionen Euro auf die Barclays Bank nach England transferiert worden. Der Restbetrag sei laut Firmenangaben hingegen in Zypern geblieben. Der "Charavgi"-Bericht stelle einen "böswilligen und absichtlichen Versuch einer Politisierung" der Firmenaktivitäten dar. Anastasiadis wiederum bezeichnete den Medienbericht in einer schriftlichen Stellungnahme als "Ablenkungsmanöver". Ziel sei es laut Anastasiadis, "von der Verantwortung von denjenigen abzulenken, die Zypern in den Staatsbankrott geführt" hätten.