Die drei besten Unternehmer aus Handwerk, Gewerbe und Dienstleistung wurden vergangene Woche in Wien in der Zentrale der Bank Austria zum "Trio des Jahres" gekürt. Im Rahmen des Festaktes würdigte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die "hervorragenden Leistungen" der kleinen und mittleren Unternehmen. Die Preisverleihung bezeichnete der Bundeskanzler als "Demonstration der anderen Art, nämlich der Zukunftsorientierung und des Selbstbewusstseins".
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Die Preisträger seien auch ein Vorbild für alle Jugendlichen, die sich selbstständig machen wollen, betonte der Bundeskanzler. In diesem Zusammenhang verteidigte Schüssel Studiengebühren als "notwendige Maßnahme, um den Großtanker Universitäten in Richtung Kundennähe und Flexibilität auf Kurs zu bringen", sprich: die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Noch sei Österreich die Nummer Eins auf der Welt im Ranking der besten Fachkräfte - daher sei gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, Geld für Forschung und Entwicklung (F&E) in die Hand zu nehmen, um das "Match" im globalen Wettbewerb zu gewinnen.
Qualifikationsoffensive und "entspannte Betrachtung" der Gewerbeordnung
Gerade für den Mittelstand sei es schwierig geworden, erstklassige Facharbeiter und Spezialisten zu finden - eine Qualifikationsoffensive sei laut Schüssel notwendig: "Wir müssen jetzt Maßnahmen setzen, um die Beschäftigten länger im Betrieb zu halten und junge Menschen früher vom Studium in die Arbeitswelt zu bringen." In der Frage der Gewerbeordnung plädierte Schüssel dafür, "die Sache etwas entspannter zu betrachten" und zeigte sich damit einer Meinung mit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. 90% aller Unternehmensberufe seien heute schon frei. "Bei der Reform der Gewerbeordnung dürfen wir nichts überstürzen", sagte Bartenstein. Die Meisterprüfung sei immer noch der beste, aber längst nicht mehr der einzige Weg in die Selbstständigkeit. Im Hinblick auf die Entwicklung in der EU, wo über neue Voraussetzungen für die Berufsausbildung diskutiert werde, sei eine mögliche Diskriminierung von ÖsterreicherInnen ein Missstand, der abgeschafft werden müsse - und: "Wir müssen die Gewerbeordnung auch den Bedürfnissen junger Menschen anpassen und dürfen ihnen möglichst keine Hindernisse auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit legen", wie Bartenstein erklärte. Christoph Leitl, Präsident der Wirtchaftskammer Österreich (WKÖ), verglich die herausragenden Leistungen der Sieger-Unternehmen mit den Erfolgen der österreichischen Sportler in Sydney: "Unsere Wirtschaft segelt erfolgreich auf Goldkurs, sie surft in die New Economy und tritt zu einem neuen Exportrekord an." Dies sei den tausenden leistungsfähigen, innovativen und interessanten Gewerbe- und Handwerksbetrieben zu verdanken, "auf die wir stolz sein können", so Leitl.
Handlungsspielraum für die Zukunft, F&E als "Brot zum Überleben"
Die Erfolge des Mittelstandes könnten mithelfen, die schwierige Phase nach "dem Abschied von der Schuldenpolitik" zu überstehen: "Wir wollen keine neuen Defizite mehr, sondern Handlungsspielraum für die Zukunft", sagte Leitl. Erfreulich sei, dass nun die Mitarbeiterbeteiligung attraktiver werde, denn Österreich sei noch immer Europas Schlusslicht bei der Selbstständigenrate. Innovative Betriebe würden auch Rahmenbedingungen brauchen, die F&E unterstützen: "Heute ist Forschung und Entwicklung das Brot zum Überleben und zur Wettbewerbsfähigkeit", so Leitl.
Mehr als 100.000 Betriebe hatten sich der diesjährigen "Leistungsprüfung" gestellt: In der Kategorie "Gewerbe" siegten Günter Neunteufel und Karl Bauer. Ihr Unternehmen NBG Glasfasertechnik (Gmünd/Niederösterreich) hat sich in weniger als fünf Jahren zu einer der führenden Firmen für die Glasfaservernetzung entwickelt. In der Kategorie "Handwerk" trug der Kinder-Schnuller-Hersteller Peter Röhrig aus Neudörfl im Burgenland den Sieg davon. Seine Schnuller-Kreationen legen besonderen Wert auf die Gesundheit der Kinder und sind weit über die österreichischen Grenzen hinaus anerkannt. Den ersten Platz in der Kategorie "Dienstleistung" erzielte Helmut Fleischmann, Chef der Wiener Softwareschmiede Brain Force. Das Wachstumsunternehmen beschäftigt rund 700 Mitarbeiterinnen in sechs Ländern und hat mit seinem Börsengang an den Frankfurter Neuen Markt einen Höhepunkt erreicht.