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Androgyne Reize

Von Christina Köppl

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Anlässlich der bevorstehenden "Rosenkavalier"-Premiere am kommenden Freitag in Salzburg begab sich ORF- Kulturfachmann Christoph Wagner-Trenkwitz am Sonntag Vormittag im ORF-Fernsehen in "Variationen und ein Thema - Wer hat in der Oper die Hosen an?" auf die Suche nach dem Geheimnis von Frauen in Männerrollen.

Die so genannte Hosen-rolle (als Beispiel sei der Octavian im "Rosenkavalier" genannt) zählt unumstritten zu den schönsten Kapriolen in der Opernwelt: eine Figur, die einen Mann darstellt, aber von einer Frau verkörpert und gesungen wird - diese Kombination löst, ob man will oder nicht, androgyne Reize aus, auch wenn das Bild der Frau in Hosen längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist, jedenfalls in unserem Kulturkreis. Was steht nun hinter der

Hosenrolle, die aus einer Zeit rührt, als Frauen nicht auftreten durften und ihre Rolle von Kastraten gespielt wurde? Passt das alte Rollenklischee zum Bild eines modernen Mannes? Ist der Mann nicht fähig, Natürlichkeit, Anmut und Unschuld auszustrahlen? Oder ist die stimmliche Kapazität ein mitentscheidender Faktor? Mehr Fragen als Antworten.

Feststeht: Die Faszination der Hosenrolle liegt an der großen Bandbreite ihrer Gestaltung, am nicht Festlegbaren, am schmalen Grat zwischen dem Mann-und-Frau-Sein, was letzlich die Rolle in jene erotische Aura hüllt, die den Zuschauer in den Bann zieht. Der versteckte Traum, der in vielen von uns steckt, einmal ins andere Geschlecht zu hüpfen - auf der Bühne wird er schadlos transparent und mit Applaus honoriert.