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"Wir brauchen Bildungszentren mit Ganztagsunterricht." | Hochschulen fehlen zwei Milliarden Euro.
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Wien. Ein Schulsystem, bei dem Kinder nach ihrem individuellen Lernfortschritt bewertet werden und Bildung bereits im Vorschulalter stattfindet. Das wünscht sich der Unternehmer und frühere Finanzminister Hannes Androsch (SPÖ) für Österreich, wie er am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten erneut betonte.
Neu in der Diskussion rund um das geplante Bildungsvolksbegehren war Androschs Forderung nach kürzeren Schulferien: Der Unterricht soll auf das Jahr gleichmäßig verteilt werden, um Lernstress zu vermeiden und berufstätige Eltern zu entlasten. "Nach Pfingsten passiert nichts mehr in der Schule, danach sind neun Wochen Ferien. Bis im Herbst das neue Semester anläuft, vergehen weitere vier Wochen", sagte er. Danach starte bereits der Schularbeitenstress vor den Herbstferien, dann die vorweihnachtliche Anhäufung an Prüfungen. Nicht nur die Schüler, auch berufstätige Eltern und vor allem Alleinerzieher litten unter diesem System. Kaum jemand könne sich neun Wochen lang frei nehmen.
Investitionen in die Ganztagsschule, wie sie die Regierung bei ihrer Klausur in der Vorwoche versprochen hat, seien ein erster wichtiger Schritt. "Wir müssen neue Schulen und Bildungszentren bauen, um Begabte zu fördern und Schwächere zu unterstützen", so Androsch. Derzeit sei das Schulsystem eines der teuersten mit einem der schlechtesten Ergebnisse.
Die Ursache sieht der Ex-Finanzminister in der "Verhüttelung" der Kindergärten und Schulen. Österreich sei überbürokratisiert, die Länder "Geldvernichtungseinrichtungen, weil die Verwaltung ein Vermögen kostet". Mehr Schulautonomie könne beim Sparen helfen. Im tertiären Bildungsbereich - also Hochschulen - fehlen laut Androsch zwei Milliarden Euro.
Volksbegehren wirdam 1. Juli eingereicht
Schulautonomie, Ganztagsschule und vorschulische Bildung werden Punkte des Bildungsvolksbegehrens sein, das am 1. Juli eingereicht werden soll. Die dafür benötigte Zahl an Unterschriften ist laut Androsch zwar bereits erreicht (derzeit 8032), als "Sockel" für das Volksbegehren seien diese aber noch nicht genug, weil auch die Unterstützungsunterschriften angerechnet werden.
Nach der Einreichung wird Innenministerin Johanna Mikl-Leitner über den Termin des Volksbegehrens entscheiden. Werden die Fristen eingehalten, wird es frühestens in der letzten Septemberwoche und spätestens im Jänner stattfinden.