Das Geschäft mit Krediten über die Hintertür boomt in Zeiten der Krise. | Vorsicht bei Kreditspesen - nicht alles ist erlaubt. | Wien.Auf teils gefährliches Gewässer begeben sich Verbraucher, die Kredite aufnehmen. Mit Slogans wie "Deine Bank sagt nein?" und "Schnelle Mäuse!" werben Kreditvermittler um Kunden. Ihre Angebote auf Flugblättern, im Internet oder in Kleinanzeigen klingen oftmals verlockend: Bis zu 100.000 Euro sofort, nur 4,2 Prozent Zinsen - und das bürgenfrei und sogar bei Bank-Ablehnung.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Kein Wunder, dass Verbraucher, die in einer prekären finanziellen Lage stecken, anbeißen. "Die Kreditnehmer haben oft ein stark überzogenes Konto oder Spielschulden", weiß Christian Prantner, Experte bei der Arbeiterkammer (AK).
Nur handgeschrieben
Im Gegensatz zu Banken vergeben Kreditvermittler keine Darlehen, sondern reichen die Kreditanfragen an Bankinstitute weiter. "Gesetzlich ist es den Vermittlern erlaubt, dafür fünf Prozent der Kreditsumme als Provision zu verlangen", erklärt Prantner. Allerdings nur bei erfolgreichem Abschluss. Sehr häufig komme es jedoch vor, dass bei einer gescheiterten Kreditanfrage eine Stornoprovision verrechnet wird. Der trickreiche Vorwand: "Der Kunde hätte Daten über Arbeits- oder Familiensituation schuldhaft vereitelt." Daten, die laut Prantner oft bewusst gar nicht abgefragt worden sind.
Ebenfalls verboten sind Bearbeitungsgebühren. Immer wieder kommt es vor, dass die Vermittler dem Betrag händisch in einer Ecke des Formulars dazu schreiben, so Prantner. "Sie glauben, damit können sie den Betrug vor Gericht vereiteln." Vorsicht ist weiters geboten, wenn Kreditvermittler Schuldnerberatung oder Haustürgeschäfte anbieten. Beides ist illegal.
Schauplatzwechsel in die Bankfilialen: Auch dort ortet die Arbeiterkammer undurchsichtige Angaben in den Kreditverträgen. Im Kleingedruckten sei oft zu lesen, dass der Kunde einer Versicherung beitrete, schildert Prantner. Dabei werde der Kreditnehmer weder über Inhalt, Laufzeit oder Kündigungsmöglichkeit aufgeklärt.
Dass Banken als Sicherheit auf einen Versicherungsvertrag bestehen, sei legitim, so der AK-Experte. Dazu benötige es aber nicht immer einen Neuabschluss. Auch bestehende Lebensversicherungen können in die Finanzierung eingebracht werden.
Tarife laut Filial-Aushang
Rechtlich umstritten ist weiters die Vertragsangabe "Gebühren gemäß Aushang". "Wer macht sich die Mühe, in einer Filiale alle zutreffenden Broschüren zu studieren?", fragt Prantner. Sein Tipp an Verbraucher: "Vorab ein Angebot einfordern, auf dem alle Kreditkosten aufgelistet sind und dieses mit anderen Instituten vergleichen."
Rückendeckung bietet den Verbrauchern künftig die neue EU-Verbraucherkredit-Richtlinie, die bis Mai 2010 in Österreich umgesetzt wird. Die Eckpunkte: Kreditnehmer sollen in Zukunft ein Rücktrittsrecht nach Vertragsunterzeichnung eingeräumt bekommen. Der Jahreszinssatz muss einheitlich und transparent berechnet werden. Zusätzlich trifft die Banken eine erweiterte Informationspflicht - etwa wenn ein Konto überzogen wird.