In Zeiten wie diesen hätten viele gern einen Arbeitsplatz, an dem sie nicht gekündigt werden können. In den Sparkassen, wo derzeit über ein neues Gehalts- und Dienstrecht nachgedacht wird, gibt es noch solche Jobs. Laut einer Kollektivvertragsbestimmung müssen 70% der Mitarbeiter, die länger als zehn Jahre in der Bank tätig sind, definitiv gestellt werden.
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Wurde um dieses "Definitivum" in der Vergangenheit schon heftig diskutiert, könnte jetzt tatsächlich ein Konflikt ausbrechen, der seinen Ausgangspunkt in der Erste Bank nehmen könnte. Wie berichtet, wiederstrebt es Generaldirektor Andreas Treichl, Mitarbeiter definitiv - sprich unkündbar - zu stellen, da er dies für "absurd und anachronistisch" hält. Nun gibt es aber eine Liste von 120 Mitarbeitern, die heuer pragmatisiert werden sollen. Wenn sich Treichl weigere, sich an "festgeschriebene Rituale" zu halten und die Quote zu erfüllen, bleibe den betroffenen Mitarbeitern nichts anderes übrig, als vor Gericht zu gehen, sagte gestern der stellvertretende Generalsekretär des Sparkassenverbandes, Wilhem Kraetschmer, vor Journalisten. Doch noch ist das letzte Wort nicht gefallen. Die Liste soll dem Vorstand Anfang Oktober vorgelegt werden. "Das Gesprächsende zu diesem Thema ist noch nicht erreicht", teilte der Betriebsratschef der Erste Bank, Günter Benischek, der "Wiener Zeitung" mit.
"Die Sparkassen sind negativer Marktführer bei den Personalkosten", so Kraetschmer. Der Sparkassen-KV sei um 15% bis 20% teurer als jener der Mitbewerber. Von dem geplanten neuen Gehaltsschema erwartet sich der Sektor einen deutlichen Entlastungseffekt. Das Definitivum werde sehr intensiv zwischen Sparkassenverband und Gewerkschaft verhandelt, betonte Kraetschmer. Viel Zeit ist nicht mehr, denn am 31. Dezember ist der Stichtag, zu dem in den Sparkassen festgestellt wird, ob die Definitivum-Quote erfüllt ist oder aufgefüllt werden müsste.
Am 17. November soll eine weitere große Gesprächsrunde zwischen allen Bankarbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften stattfinden, wo es um die weitreichende Reform der Gehaltsschemata geht. Teilnehmen werden Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter der fünf Kreditinstitutsverbände (Sparkassen, Aktienbanken, Raiffeisen, Volksbanken, Hypos). Verhandelt wird schon seit fast zwei Jahren. Die Arbeitgeber haben wiederholt deponiert, mit diversen Privilegien aufräumen zu wollen. Neben dem Definitivum werden auch die Vorrückungsmodelle genau unter die Lupe genommen. Neben Erste Bank-Chef Treichl macht auch der Generaldirektor der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), Karl Samstag, Druck auf die Arbeitnehmervertreter. Sollte es nicht bald eine Reform des Gehaltsschemas geben, müsse man auch Kündigungen überlegen.