USA fürchten, im Frühjahr könnte Angriff auf Atomanlagen erfolgen.
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Teheran/Washington. Der Iran tut nichts, um westliche Ängste vor seiner Politik zu beschwichtigen, im Gegenteil: Laut Medienberichten hat er nun einen 50 Kilogramm schweren Beobachtungssatelliten ins All geschossen. Im Zusammenhang mit der Furcht vor einer möglichen Atombombe sind die Fortschritte der iranischen Raketentechnik ein weiterer Grund zur Unruhe.
Ohnehin sieht Israel die Gelegenheit schwinden, Teheran am Bau von Atomwaffen zu hindern. Deswegen wächst die Furcht im Westen, Israel könnte mit Luftangriffen gegen iranische Atomanlagen einen großen Militärkonflikt im Nahen Osten auslösen, mit unabsehbaren Konsequenzen.
"Material für vier Bomben"
Gestützt werden diese Annahmen durch Äußerungen bei einer Sicherheitskonferenz in Israel, bei der Verteidigungsminister Ehud Barak vor einem zu späten Handeln gegen das Atomprogramm warnte. Wie die "Washington Post" berichtet, bezog sich Barak dabei vor allem auf die neue Urananreicherungsanlage in Fordo bei der heiligen Stadt Ghom, die in einer unterirdischen Anlage errichtet wird. Deren teilweise Inbetriebnahme hatte Teheran im Jänner bekanntgegeben und versprochen, die Anlage werde von der Internationalen Atomorganisation überwacht werden. Allerdings ist am Freitag auch bekannt geworden, dass der Iran UN-Kontrolloren nach Angaben von Diplomaten den Zugang zu einer anderen verdächtigen Militäranlage verwehrt hatte. Die Experten der Internationalen Atomenergie-Agentur hätten bei ihrem dreitägigen Besuch Ende Jänner die Anlage Parchin südöstlich von Teheran untersuchen wollen, auf ihr Gesuch aber keine Antwort erhalten.
Israel ist allerdings der Meinung, dass nach Fertigstellung der Anlage in Fordo wegen ihrer eingebunkerten Lage ein Militärschlag kaum noch möglich sei. Laut Militärgeheimdienstchef Aviv Kochavi hat der Iran bereits jetzt genug spaltbares Material für vier Atombomben. Gäbe die Teheraner Führung grünes Licht für die Entwicklung einer Bombe, könnte eine solche binnen eines Jahres fertig sein, so Kochavi.
Diese Aussichten auf einen raschen, unangekündigten Militärschlag - vielleicht schon im April - Israels beunruhigen die USA. "Israel hat signalisiert, dass es das in Betracht zieht, und wir haben unsere Besorgnisse signalisiert", erklärte Verteidigungsminister Leon Panetta nach einem Nato-Treffen. Laut "Washington Post" fürchten die USA, die iranische Vergeltung könnte nicht nur Israel, sondern auch amerikanische Interessen treffen und wegen steigender Energiepreise den fragilen westlichen Volkswirtschaften erheblich schaden. Erst im Fall so weitreichender Folgen würden die USA eingreifen, sich aber ansonsten in einen Konflikt zwischen Israel und dem Iran nicht einmischen, wurde in den vergangenen Wochen angedeutet.
Bei der Münchner Sicherheitskonferenz versuchte der Vize-Außenminister von Israel, Danny Ayalon, Kriegsängste zu zerstreuen: Israel sei davon überzeugt, dass rasch umgesetzte Sanktionen den Iran im Atomstreit zum Nachgeben zwingen werden. Der Iran werde sich zuerst bewegen, so Ayalon am Freitag. Wenn der Iran die "illegalen Aktivitäten stoppe, müsse man nicht über eine Militäraktion entscheiden.
In Teheran gibt man sich unbeeindruckt. Ayatollah Ali Khamenei verkündete, man werde dem Druck nicht nachgeben. Zugleich wandte er sich gegen Israel. Der Iran werde jedes Land und jede Gruppe unterstützen, die eine Konfrontation mit Israel suchten.