Diskussion über Integration am Wiener Brunnenmarkt.
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Wien. "Österreich ist eines der sichersten Länder und gleichzeitig eines der verunsichertsten Länder der Welt", so der Soziologe Kenan Güngör bei einer Podiumsdiskussion über Ängste vor Integration am Mittwoch. Darüber hinaus bestehe ein neues Phänomen im existenziellen Kontrollverlust. Stadtteile ändern sich in einer Form, die nicht mehr jeder versteht. "Ich verliere die Übersicht, das verunsichert mich. Migration vor Ort ist die Projektionsfläche einer weltweiten Unsicherheit."
Ilkim Erdost, Direktorin der Volkshochschule Ottakring, verweist auf Ängste von Jugendlichen, die vor allem aus der nicht vorhandenen Basisqualifizierung resultieren: "Der soziale Abstieg ist gefährlich. Laut einer Studie des WIFO fehlen 13.000 Jugendlichen in Österreich die wesentlichen Kenntnisse, um am Arbeitsplatz bestehen zu können. Diese Jugendlichen haben große Angst. Wo Angst besteht, muss man auch Perspektiven anbieten."
Ali Rahimi, Unternehmer und Obmann des Vereins "Wirtschaft für Integration", der das Event in der Wiener Brunnenpassage am Yppenplatz veranstaltete, zieht den Vergleich zu Deutschland und warnt: "Es gibt derzeit in Deutschland mehr Aus- als Einwanderer. Das kostet dem Staat jährlich 40 Milliarden Euro." Eine ähnliche Entwicklung sieht er auf Österreich zukommen.
Wortmeldungen aus dem Publikum sahen im Islam die große Angstquelle der Mehrheitsbevölkerung. Hannelore Schuster, Initiatorin von "Moschee ade": "Die Bewohner haben Angst, zur Minderheit zu werden." Knapp die Hälfte der Bewohner in ihrem Gemeindebau haben Migrationshintergrund: "Die sind auch gegen die Moschee. Sie sagen: Wir sind nach Österreich gekommen, um keine anatolischen Verhältnisse zu haben."