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Ankaras starker Fürsprecher

Von Michael Schmölzer

Europaarchiv

Washington - Nach der Präsentation der Fortschrittsberichte durch die EU-Kommission setzen die USA nun Brüssel unter Druck, die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei so schnell wie möglich zu starten. Das Land am Bosporus entspricht laut EU noch nicht den politischen Anforderungen, den so genannten "Kopenhagener Kriterien", die als Voraussetzung für die Aufnahme von Beitrittsgesprächen gelten.


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Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, meinte, es sei "im strategischen Interesse" der Vereinigten Staaten und der EU, dass die Türkei und Europa ihre Beziehungen "so eng wie möglich" gestalten. Washington sei schon seit langem der Ansicht, dass die Zukunft der Türkei in der EU liege. In Washington sei man überdies "besorgt über den Mangel an Respekt" der EU gegenüber der Türkei, gab sich Boucher verärgert. Die EU-Kommission hat die US-Kritik umgehend zurückgewiesen: "Ich kann dieser Art der Kritik nichts abgewinnen", meinte gestern Eneko Landaburu, Generaldirektor für Erweiterung in der Kommission gegenüber der Presseagentur Reuters. "Wir bestimmen unseren Standpunkt selbst".

Hintergrund für die besondere Sympathie, die die Türkei in Washington genießt, ist die strategisch bedeutsame Lage des Landes. Teile der US-Luftstreitkräfte sind am türkischen Flughafen Incirlik stationiert, eine funktionierende NATO-Kooperation ist für einen möglichen Angriff auf den Irak unerlässlich.

Die Türkei hofft weiter, dass beim EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember ein konkretes Datum für den Start von Beitrittsverhandlungen genannt wird. EU-intern stößt dieses Anliegen ausgerechnet beim traditionellen Gegenspieler Ankaras, Griechenland, auf Zustimmung. Gestern wollte Außenminister Giorgos Papandreou nicht ausschließen, dass es demnächst einen Termin für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen geben könnte. Griechenland habe in den vergangenen Jahren sehr positive Erfahrungen hinsichtlich des EU-Annäherungskurses der Türkei gemacht.