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Anleger reißen sich beim Bawag-Börsengang um Aktien

Von Karl Leban

Wirtschaft

Schon am ersten Tag der Zeichnungsfrist Kauforders von gut zwei Milliarden Euro - Angebotsvolumen bereits einmal abgedeckt.


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Wien. Für den Börsengang der Bawag ist am Donnerstag der Startschuss gefallen. Bis zu 40,25 Millionen Aktien werfen die Eigentümer der Wiener Großbank auf den Markt. Die Zeichnungsfrist für interessierte Investoren läuft knapp zwei Wochen lang - bis 24. Oktober. Gehen die Aktienverkäufe wie geplant über die Bühne, notiert die Bawag einen Tag später erstmals an der Wiener Börse. Jedenfalls stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Denn schon am ersten Tag der Zeichnungsfrist sollen Kauforders von mehr als zwei Milliarden Euro eingelangt sein. Damit ist das Angebotsvolumen bereits einmal abgedeckt, wie die Bank of America Merrill Lynch mitteilte. Diese ist eine der Banken, die den bisher größten Börsengang in Österreich betreut.

Preis "sehr ambitioniert"

Offeriert werden die Bawag-Aktien in einem Preisband von 47 bis 52 Euro je Stück. Das entspricht dem 1,4- bis 1,6-Fachen des Buchwerts der Bank, der laut ihrem Börsenprospekt pro Aktie bei 33,5 Euro und in Summe bei 3,35 Milliarden Euro liegt. Am oberen Ende der Preisspanne ist die gesamte Bawag, der beim Börsengang im Gegensatz zu ihren Altaktionären kein Geld zufließt, mit 5,2 Milliarden Euro bewertet.

Ob die frühere Gewerkschaftsbank, die seit Mai 2007 unter US-amerikanischer Flagge segelt, tatsächlich so viel wert ist? Wilhelm Rasinger, Chef des Interessenverbandes für Anleger, ist skeptisch. Er hält einen Aktienpreis von 47 bis 52 Euro (der endgültige soll kurz vor dem Börsenstart fixiert werden) für "sehr ambitioniert".

Rasinger kritisiert in dem Zusammenhang vor allem, dass es vonseiten der Bawag nur wenige zukunftsorientierte Informationen für Anleger gebe. Vieles sei dabei auf die Erfolge in der Vergangenheit bezogen, gibt er zu bedenken. An der Börse werde aber Zukunft gehandelt. Eine wichtige Frage sei deshalb, wie die Bank ihr unbestritten hohes Ertragsniveau nicht nur halten, sondern auch weiter verbessern könne.

Zum Post-Kooperationsvertrag, den die Bawag mit Ende des Jahres kündigen will, sagt Rasinger der "Wiener Zeitung", dass dies "eher ein Thema für die Post" sei. Denn angesichts der zunehmenden Digitalisierung in der Bankbranche brauche die Bawag künftig nicht mehr so viele Standorte im Inland. Derzeit teilt sich das Institut gut 430 Filialen mit der Post. Während diese Kostenträger mittelfristig wegfallen sollen, will die Bawag im Gegenzug die Zahl ihrer eigenen Filialen (zuletzt 74) auf zirka 100 aufstocken.

Wifo-Bankenfachmann Thomas Url geht unterdessen davon aus, dass sich die Post, die auch künftig Finanzdienstleistungen anbieten will, nun einen anderen Bankpartner sucht. Dass der teilstaatliche Konzern selbst eine Bank aufbaut, erwartet Url aufgrund der Komplexität eher nicht.

Der Wifo-Experte hält es jetzt aber für möglich, dass die Bawag, die über die seinerzeit erworbene Postsparkasse bereits jahrzehntelang die Hausbank der Republik ist, diesen Sonderstatus nach ihrer Scheidung von der Post verlieren könnte. Durch den bisher exklusiven staatlichen Brocken ist die Bank der größte Zahlungsverkehrsdienstleister in Österreich.

Androsch verkauft seine Aktien

Im Zuge des Bawag-Börsengangs veräußern fast ausschließlich die beiden Haupteigentümer, die US-Fonds Cerberus und Golden Tree, Aktien. Cerberus will seine Beteiligung von 54 auf 32,1 Prozent zurückfahren, Golden Tree von 40 auf 23,5 Prozent. Ganz aussteigen will hingegen Hannes Androsch, wie er der "Wiener Zeitung" sagte. Der frühere SPÖ-Finanzminister hält "deutlich weniger als ein Prozent" an der Bawag. Mit weniger als einem Prozent sind unter anderen auch Post und Generali-Versicherung beteiligt. Sie wollen ihre Aktienpakete aber behalten, hieß es zur "Wiener Zeitung".