Aktionär verklagt Nasdaq-Firma, zehn Vorstände und zehn Investmentbanken.
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New York/Chicago. Das börsennotierte US-Rabattangebote-Portal Groupon beschäftigt seit Längerem die Gerichte. Das elektronische US-Gerichtsregister hat 96 Gerichtsverfahren gegen Groupon seit 2010 erfasst, darunter zwei aktuelle Patentverletzungsklagen der Firmen Unified Messages Solutions LLC und Maxim Integrated Products LLC. Doch eine Klage dürfte in ihrer Brisanz kaum zu übertreffen sein: Am 3. April brachte der Ex-Groupon-Aktionär Fan Zhang eine Sammelklage (Aktenzahl 12cv02450) beim Bundesbezirksgericht in Chicago gegen die Onlineplattform wegen Verletzung der US-Bundeswertpapiergesetze ein.
Fan wirft darin dem Internet-Unternehmen, den zehn Groupon-Vorständen um Andrew Mason und zehn Investmentbanken vor, falsche Angaben über die Geschäftsergebnisse und Geschäftsprognosen gemacht, negative Geschäftsentwicklungen nicht offengelegt, den Aktienkurs künstlich in die Höhe getrieben und somit ihn und andere Aktionäre geschädigt zu haben.
Lag der Einstiegskurs beim Börsengang am 4. November 2011 bei 20 Dollar, so stieg er per 18. November 2011 auf 26,19 Dollar. Seither hat die Aktie aber rund 42 Prozent an Wert verloren. Fan Zhang verkaufte seine 3000 Aktien am 6. März bei einem Kurs von 17,50 bzw. 17,57 Dollar.
Zur Handelseröffnung an der Nasdaq am vergangenen Mittwoch lag der Groupon-Kurs dann nur noch bei 14,85 Dollar. Der weitere Absturz hat einen Grund: Das Online-Unternehmen hatte am Dienstag nachträgliche Korrekturen in ihrer Bilanz 2011 und im Bericht für das erste Quartal 2012 in zweistelliger Millionenhöhe vornehmen müssen. Der Kurswert pro Aktie schrumpfte daraufhin gleich um 3,1 Dollar.
Falsche Prognosen
"Das Geschäft wächst nicht in dem Maße, wie es die Beklagten vorgegeben haben und ist nicht annähernd so wettbewerbsresistent, wie es von den Beklagten vorausgesagt wurde", behauptet der Ex-Aktionär in der 31 Seiten starken Klagsschrift. Auch sei das interne Kontrollsystem von Groupon mangelhaft und unzureichend, und dadurch die verbreiteten Geschäftszahlen unglaubwürdig.
Von den Börsengang-Einnahmen (700 Millionen Dollar) flossen 42 Millionen Dollar an zehn Investmentbanken, die als sogenannte Bookrunning-Manager und Underwriters den Börsengang begleitet hatten - darunter sind Morgan Stanley, Goldman-Sachs, Credit Suisse Securities, Citigroup Global Markets, J.P.Morgan, Wells Fargo Securities und die Deutsche Bank Securities. Ex-Aktionär Fan Zhang hat auch sie geklagt. Er wirft den Investmenthäusern vor, es unterlassen zu haben, eine angemessene Due Diligence bei Groupon durchzuführen, was zur Schädigung der Aktionäre geführt habe. Dem Vernehmen nach werden alle Vorwürfe bestritten.