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Anleger wollen es schwarz auf weiß

Von Peter Bauer, New York

Wirtschaft

Der zehnjährige Höhenflug der amerikanischen Konjunktur und der Wall Street hat sich in den letzten Monaten zwar deutlich abgeschwächt. Trotzdem gibt es für Millionen Amerikaner auch jetzt kaum wichtigeres als die Börse mit ihren Gewinnmöglichkeiten und Risiken. Und darüber wollen sie schwarz auf weiß in ihrer Zeitung lesen. Der Wirtschaftsjournalismus boomt.


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Fast 100 Millionen Amerikaner besitzen Aktien oder Investmentfondsanteile. Viele nehmen auch mit selbst verwalteten steuerbegünstigten Wertpapierkonten oder indirekt über die Pensionskassen ihrer Firmen am Geschehen an der Wall Street teil. Die US-Verbraucher haben in den letzten Jahren dank der massiv gestiegenen Aktienkurse "den Reichtumseffekt" genossen und haben ihren Konsum noch mehr gesteigert. Jetzt bangen die Amerikaner, die US-Unternehmen jeder Größe und die Wall Street, dass die zehn fetten Jahre zu Ende gehen könnten.

Vor diesem wirtschaftlichen und Börsenhintergrund ist leicht verständlich, dass die Wirtschaftsberichterstattung und der Wirtschaftsjournalismus in den Vereinigten Staaten seit vielen Jahren einen enormen Aufschwung genommen haben. Die Tageszeitungen, das Fernsehen, der Rundfunk sowie die Nachrichten- und Fachmagazine haben ihre Unternehmens-, Börsen- und Wirtschaftsberichterstattung angesichts des enormen Leser-, Zuhörer- und Zuschauerinteresse drastisch ausgebaut - akkurate und unvoreingenommene Berichterstattung ist deshalb von besonderer Bedeutung.

Die 1934 gebildete Wertpapier- und Börsenkommission SEC (Securities and Exchange Commission), eine staatliche Aufsichtbehörde, hat die Aktiengesellschaften durch präzise Offenlegungsvorschriften gezwungen, genaue und vollständige Informationen über ihre Geschäfte zu veröffentlichen. Die SEC soll Aktienmanipulationen, Wertpapierbetrug und unsaubere Geschäfte an der Wall Street verhindern.

Skandale, in die amerikanische Wirtschaftsjournalisten verwickelt sind, sind nach Angaben von Terri Thompson, einer angesehenen Professorin an der Prestigeuniversität Columbia in New York äußerst selten. Es ist Journalisten untersagt, über Firmen zu schreiben, deren Aktien sie in ihrem Besitz haben. Die US-Medienunternehmen sind in dieser Hinsicht mit ihren Mitarbeitern ganz strikt. Die Annahme von Geschenken oder bezahlten Reisen für Journalisten sind von den meisten US-Zeitungen und Medienunternehmen verpönt. Ist eine Teilnahme an einem Termin notwendig, zahlen die Verleger für die von ihren Organisationen mitreisenden Journalisten in der Regel die Kosten an die Veranstalter.