Privatvermögen schrumpft, während Dividenden ein Rekordniveau erreichen werden.
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Pünktlich zum Weltspartag fragen sich viele, wie man trotz hoher Inflation Renditen erwirtschaften kann. Klar ist: Wer sein Geld auf einem Sparbuch angelegt hat, verliert einen Teil davon. 2021 lagen die Realzinsen bei Sparanlagen mit Bindungen über zwei Jahre bei minus 2,3 Prozent. Im Jahr 2022 könnte der Realzins durch die Inflation auf minus 7,3 Prozent sinken. Somit schrumpft die Gesamtsumme des privaten Geldvermögens. Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) erreichte es Ende Juni 2022 eine Höhe von 783 Milliarden Euro. Das sind nominell 17 Milliarden Euro weniger als im ersten Quartal.
Aktien und Anleihen boomen
Im September 2022 stieg die Inflationsrate auf 10,5 Prozent an. Das ist der höchste Wert seit 70 Jahren. Laut dem Forum für Finanzjournalisten ist am Kapitalmarkt dennoch ein Umdenken erkennbar. Trotz Turbulenzen wird weiter in Aktien und Fonds investiert. Anleihen waren zum ersten Mal seit langer Zeit mit 180 Millionen Euro an Zuflüssen im zweiten Quartal positiv.
Der optimale Bereich für Aktien, so Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege der deutschen Fondsgesellschaft Flossbach von Storch, liegt bei einer Inflation zwischen einem und drei Prozent. Auch wenn die Inflation nun höher ist, rentieren sich Anleihen und Aktien. Denn die Dividenden werden heuer bei manchen Unternehmen auf ein Rekordniveau steigen.
Laut Janus Henderson Global Dividend Index lag der bereinigte Anstieg der globalen Dividenden im zweiten Quartal, auf Dollar-Basis, bei 94 Prozent. An der Spitze der Dividendenzahler war die brasilianische Ölfirma Petrobras. Auch vorn dabei: Nestle und Microsoft. "Wer auf Aktien setzt, sollte sich Unternehmen suchen, die nicht nur in der Krise solide waren, sondern auch eine gute Dividende und Preissetzungsmacht haben", erklärt Martin Kwauka vom Finanzjournalisten Forum am Donnerstag vor Journalistinnen und Journalisten.
Vor allem Anleihen erleben eine Renaissance. Im Durchschnitt haben Fonds heuer zwar 6,7 Prozent verloren, im Zehn-Jahres-Vergleich liegt die Spanne der durchschnittlichen Jahresrendite der Dividendenaktienfonds jedoch zwischen 4,8 Prozent und 11,2 Prozent. Anleihen galten lange Zeit als unattraktiv, mittlerweile habe sich die Situation gedreht. Selbst bei soliden Schuldnern gäbe es wieder Geld zu verdienen. "Man kann schon wieder auf die Suche nach einzelnen Aktien gehen, denn es gibt wieder Zinsen. Mit Anleihenfonds kann diese Geldanlage auch für Privatanleger zugänglich gemacht werden", schildert Kwauka.
Goldene Immo-Zeiten sind vorbei
In Vergangenheit ließ sich mit Immobilien viel Geld verdienen. Innerhalb der vergangenen 12 Monaten wurden Eigentumswohnungen in Wien um 9,1 Prozent teurer, österreichweit waren es sogar über 11 Prozent. Private Kreditnehmer brauchen seit August 2022 einen Eigenmittelanteil von mindestens 20 Prozent und Kreditzahlungen dürfen nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Haushaltseinkommens ausmachen. Neben den schwierigen Einstiegsbedingungen sind jetzt aber vor allem die hohen Kreditzinsen ein Problem am Immobilienmarkt. Das kann auch zu einem Sinken der Immobilienpreise führen. Obwohl Vermieter die Miete an die Inflation anpassen können, stellt sich die Frage, wie lange sich die Mieter diesen Preisanstieg leisten können.
Gold hat seine Kaufkraft über Jahrhunderte gehalten. Kurzfristig schwankt der Preis aber. Eine Unze Gold kostet derzeit in Dollar gerechnet 8,8 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Goldmünzen und Barren zu kaufen. Gold bringe zwar keine Dividende, psychologisch gesehen sei es als Beimischung im Portfolio aber sinnvoll: "Als Krisenwährung ist Gold in kleinen Einheiten geeignet, da ich sie individuell einsetzen kann. Ich plädiere deshalb für Philharmoniker und Co", erklärt Eric Samuiloff, Obmann der Finanzdienstleister Wien.