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Anna allein auf der Piste

Von Christian Mayr

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Dass sportliche Erfolge, etliche Titel und Heldenstatus aus jungen Sportlern noch lange keine gereiften Charaktere machen, wissen wir spätestens seit Gregor Schlierenzauer. Bei Olympia 2014 holte er Aug’ in Aug’ mit dem Misserfolg zu einem weinerlichen Rundumschlag aus, bei dem er allen anderen die Schuld gab - nur sich selber nicht. Dieses Schauspiel wiederholt sich nun mit etwas anderen Vorzeichen bei der 26-jährigen Ski-Weltmeisterin und -Olympiasiegerin Anna Fenninger. Dass zum Streiten immer zwei gehören und dass das System des ÖSV mit seinen Werbebeschränkungen durchaus diskussionwürdige Facetten aufweist, steht zwar außer Zweifel. Doch Fenninger hat am Dienstagabend mit einem emotional aufgeladenen Facebook-Posting nicht nur den konstruktiven Verhandlungsweg verlassen, sondern sich öffentlich bloßgestellt. Denn ohne irgendwelche Anhaltpunkte die Frauendiskriminierungs-Karte zu zücken ("Wertschätzung gegenüber Frauen erinnert an frühere Zeiten") und erst jetzt mit dubiosen Vorwürfen zu kommen ("jahrelang hintergangen") wirkt ziemlich schäbig; charakterlos ist auch, Präsident Peter Schröcksnadel persönlich zu attackieren und zu beleidigen ("Ein stolzer Tiroler, der die Hände nicht mehr runter bekommt"). Wenn immer von Fenningers professionellem Management gesprochen wird: Ein wirklich professioneller Manager hätte so einen öffentlichen Ausbruch nie zugelassen. Zwar haben dies bereits mehr als 95.000 gelikt, das sollte aber kein Gradmesser dafür sein, was sich abspielen könnte, wenn Fenninger den ÖSV verlässt. Im Endeffekt geht es bei dem Streit um nichts anderes als um Geld beziehungsweise um noch mehr Geld - ob die Salzburgerin dabei die Fans auf ihrer Seite hat, darf bezweifelt werden. Erst recht, wenn sie Österreich verlässt.