Die SPÖ-Politikerin wirkte engagiert an Schlüsselreformen der Kreisky-Zeit mit.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 5 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Anneliese Albrecht ist am 31. Oktober im 98. Lebensjahr in Wien verstorben. Am Freitag wird die frühere SPÖ-Politikerin auf dem Hernalser Friedhof zu Grabe getragen. Von ihrem Tod hat die heimische Zeitungslandschaft kaum Notiz genommen. Dabei hat Albrecht in der Politik durchaus ihre Meriten erworben. Nicht bloß, weil sie eines der letzten lebenden Kabinettsmitglieder der Regierung Bruno Kreiskys war und mit ihr eine wichtige Zeitzeugin verstummt ist.
In dieser Ära spielte sie an zumindest zwei herausragenden frauenpolitischen Schnittstellen eine mitentscheidende Rolle: Die Journalistin und Nationalratsabgeordnete (seit 1971) war eine der "Rädelsführerinnen" bei der parteiintern durchaus putschartigen Durchsetzung der späteren "Fristenlösung". Dass "der Schandparagraph 144", der Schwangerschaftsabbrüche auch in den ersten drei Monaten unter Strafe stellte, 1974 beseitigt wurde, war auch in der SPÖ zunächst keine "g’mahte Wies’n". Die Reform stieß bei SPÖ-Schwergewichten und späteren "Vätern des Sieges" gegen das Abtreibungsverbot durchaus auf männlichen Widerstand. Albrecht, 1967 bis 1979 auch Chefredakteurin der Zeitschrift "Die Frau", wirkte engagiert an Schlüsselreformen der Kreisky-Zeit, wie jener von Familien-, Straf- und Medienrecht, mit. 1979 rückte sie zur Stellvertreterin des damaligen Klubobmanns Heinz Fischer auf. Der spätere Bundespräsident sagt zur "Wiener Zeitung" über Albrecht: "Sie war eine gewissenhafte und verantwortungsvolle Abgeordnete, die vor allem an der Justizreform entscheidend mitgearbeitet hat, die sich aber auch für Fragen der Außenpolitik und der Verbesserung der Rolle der Frau in der Gesellschaft sehr klug und nachdrücklich eingesetzt hat."
Johanna Dohnals "Ziehmutter"
1979 pilgerte Albrecht zu Bruno Kreisky, um für "ihre" Frauensekretärin, eine gewisse Johanna Dohnal, eine Lanze zu brechen. Er möge das Polit-Talent, das damals parteiintern manchmal aneckte, fördern und unbedingt in die Regierung nehmen. Kreisky dachte nach und berief dann mit einem "Paukenschlag" mit Dohnal drei weitere Frauen als Staatssekretärinnen in die Regierung. Albrecht wurde etwas widerwillig, aber solidarisch bis 1983 jene für Konsumentenschutz im Handelsministerium Josef Staribachers. Sie hatte immer das Parlament geliebt.