Unerwünschte Schmierereien, die nichts als hohe Reinigungskosten nach sich ziehen - sagen die einen. Für andere sind es heiß begehrte Trophäen des Kunstmarktes, für die Liebhaber viel Geld auf den Tisch legen. Selbst, wenn der Adressat unbekannt ist. Bei Werken von Street-Art-Künstlern ist die Grenze zwischen Schmiererei und Kunst oft eine schmale. Oder überhaupt eine Frage der Sichtweise. Gerade bei Graffiti im urbanen Raum geht beides gleichzeitig.
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Ob eine Ansammlung von Farbpigmenten auf einer Leinwand, einem Kellerfenster, einer Beton-Wand oder einem U-Bahn-Waggon nun als Verschönerung, willkommene Gesellschaftskritik oder als sinnloser Schandfleck angesehen wird - das bestimmt in den meisten Fällen der Markt. Wofür Menschen bereit sind, viel Geld auszugeben, das muss etwas wert sein. Also steigt mit der Kaufsumme parallel das gesellschaftliche Ansehen.
Für die Welt des Graffiti gelten diese Regeln nicht. Viele Protagonisten entziehen sich dem Markt durch Anonymität. Und kehren damit eigentlich zu den Ursprüngen der Kunstproduktion zurück - als das Werk mehr zählte als sein Schöpfer. Heute ist es wohl meist umgekehrt. Der Name zählt, was er produziert, wird oft gar nicht mehr differenziert. Ob man sich an Graffiti-Künstlern erfreut oder sich über sie ärgert: Was sie auf jeden Fall auszeichnet ist eine nicht nur in der Kunstwelt seltene Eigenschaft: das Fehlen von persönlicher Eitelkeit.
Siehe auch:Kunst-Guerilla erobert Kunstmarkt
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