Zum Hauptinhalt springen

Anregende Gesprächskultur

Von Manfred A. Schmid

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die sonntäglichen "Im Künstlerzimmer"-Gespräche, in denen Walter Gellert in den Konzertpausen der Ö1-Matinee Künstler vor sein Mikrofon bittet, gehören zum Solidesten und Sympathischsten, was der Hörfunk an kultureller Hintergrundinformation zu bieten hat. Es gelingt Gellert stets auf Anhieb, eine Atmosphäre des Dialogs herzustellen, er verbindet in seiner Gesprächführung Künstlerisches mit Persönlich-Privatem, ohne in Tratsch abzugleiten. Dabei wirkt er bestens vorbereitet und vermag sich so auf den jeweiligen Gast gut einzustellen und nicht nur einen Fragenkatalog abzuspulen. Es geht ihm freilich auch nie darum, seinen aktuellen Wissensstand oder die von ihm durchgeführte Recherche-Tätigkeit unter Beweis zu stellen, sondern er stellt dies als unerlässliche Voraussetzungen in den Dienst der Sache - nämlich ein sinnvolles Gespräch in Gang zu bringen und im Gang zu halten. Gellert ist damit einer jener Radioprofis, die bescheidenen und uneitel ans Werk gehen: Eine Wohltat im Zirkus der Selbstdarsteller, Besserwisser, Inquisitoren und Gaukler.

Am Sonntag war die Burgtheater-Schauspielerin Regina Fritsch zu Gast. Man erfuhr Aufschlussreiches über Werdegang, Theaterarbeit, Vorlieben, Rollen, aber auch darüber, wie sie es schafft, als Mutter von zwei Kindern ihren Verpflichtungen nachzukommen. Und dann hörte man noch, dass sie tatsächlich noch keine großen Klassiker - Shakespeare zum Beispiel - gespielt hat. Wird schon noch kommen, und wenn nicht, wäre das auch keine Tragödie. Das wurde zwar so nicht gesagt, aber es klang irgendwie durch und war beruhigend. Einer seiner Kollegen - ich denke da an einen bestimmten "Klassik-Treffpunkt"-Moderator - hätte da bestimmt unerbittlich nachgehakt . . .