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Ans Rote Meer zum Schleuderpreis

Von Regine Bohrn

Wirtschaft

Preise liegen um 50 Prozent unter Katalogangeboten. | Reisende kommen langsam wieder. | Ägypten hatte pro Tag 22 Millionen Euro Umsatzentgang. | Wien. Wer in den kommenden Wochen nach Ägypten fliegen will, kommt so billig davon wie schon lange nicht mehr: Eine Woche Urlaub in Hurghada kann bereits ab 299 Euro gebucht werden und 14 Tage in Sharm El Sheik sind ab 569 Euro zu haben.


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"Die Preise für die ersten Märzwochen liegen um 50 oder 60 Prozent unter den Katalogpreisen", so TUI-Österreich-Sprecher Josef Peterleithner. Auch bei Rewe-Touristik (ITS Billa Reisen, Jahn Reisen) wurden die Preise gesenkt: Das Unternehmen bietet Reisen, "die bis zu 50 Prozent günstiger sein können als im herkömmlichen Programm", erklärt Österreich-Geschäftsführer Martin Fast. Für Edward Gordon vom Fachverband der Reisebüros in der Wirtschaftskammer ist klar, warum Touristen die Reisen quasi nachgeschmissen bekommen. "Das ist eine klassische Angebot- und Nachfrage-Sache." Ägypten würde aufgrund der Unruhen und der erst vor kurzem aufgehobenen Reisewarnung zur Zeit "nicht gehen". Das Land tue nun alles, um den Tourismus wieder anzukurbeln, "das kann nur über den Preis sein", so Gordon.

Bei TUI wird der günstige Preis hingegen mit sozialem Engagement begründet: "Wir wollen Ägypten beim Demokratisierungsprozess unterstützen, den Menschen Hoffnung geben und mithelfen, Arbeitsplätze zu sichern", so Peterleithner. Um die Buchungszahlen zu erhöhen, werde in den nächsten Wochen "nicht an die Wirtschaftlichkeit" gedacht. Wie es scheint, dürfte sich dieser Einsatz auszahlen: "Die Reiseveranstalter sagen uns, dass es langsam wieder anläuft", so Außenministeriumssprecher Peter Launsky-Tieffenthal.

Versorgung funktioniert

Die Touristen, die im Moment nach Ägypten fliegen, hätten nach Angaben der Veranstalter mit keinen Versorgungsengpässen zu rechnen, so der Sprecher. Ein Grund dafür sei auch, dass die Reisewarnung wieder aufgehoben wurde.

Was die Unruhen den ägyptischen Tourismus gekostet hat, ist bisher noch nicht berechnet. Schätzungen gehen aber davon aus, dass es in der Zeit der Krise pro Tag zu einem Umsatzverlust von 22 Millionen Euro gekommen ist.

Der Ausfall der Reisenden - in Österreich wären in den Semesterferien einige tausend Menschen nach Ägypten geflogen - hat auch den Reiseveranstaltern und -büros zugesetzt. TUI Travel, Europas größter Veranstalter, rechnet wegen der Unruhen in Ägypten und Tunesien mit einem Umsatzrückgang zwischen 29 und 35 Millionen Euro. Bei der Rewe Touristik sei es ebenfalls zu Rückgängen gekommen, so Österreich-Geschäftsführer Fast, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Wann der ägyptische Tourismus wieder anzieht und es somit mit den günstigen Preisen vorbei ist, steht in den Sternen. "Wenn nix mehr ist, sind die Unruhen nach 14 Tagen vergessen", sagt Reisebüro-Fachmann-Gordon. Problematisch sei es nur, "wenns brodelt". Sollten die Unruhen in den nächsten Wochen tatsächlich vorbei sein, dürfte es für den ägyptischen Tourismus nicht so schlecht ausschauen.

In der Vergangenheit haben sich die Buchungszahlen selbst nach dem Anschlag bei einem antiken Tempel in Luxor im Jahr 1997 mit zahlreichen Toten oder nach den Bombenattentaten in Urlaubsorten auf dem Sinai zwischen 2004 und 2006 recht rasch wieder erholt - und auch die heimischen Reiseveranstalter sind zuversichtlich, dass die Österreicher wieder nach Ägypten fliegen werden.