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Anschlag auf EU-Parlament wäre Leichtigkeit gewesen

Von Michael Schmölzer

Europaarchiv

Brüssel/Wien - Seit den Terroranschlägen des 11. September wurden auch im Europäischen Parlament die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht: Keiner betritt das Brüsseler Gebäude, ohne dass sein Gepäck nach Flughafen-Manier durchleuchtet, seine Hosentaschen gefilzt, sein Name registriert und eine Identitätskarte an der Kleidung montiert wurde. In dem Gebäude selbst wimmelt es nur so von Security-Personal. Das alles könnte einen Terroranschlag dennoch nicht verhindern.


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Die Wochenzeitung "European Voice" hat jetzt eklatante Mängel beim Sicherheitsmanagement des EU-Parlaments entdeckt: Einem Reporter der Zeitung namens Martin Banks war es nämlich gelungen, die Sicherheits-Checks zu umgehen und eine Tasche, in der sich potentiell Sprengstoff befinden hätte können, an einer Stelle zu placieren, von wo aus der Hauptsitzungssaal des Parlaments verwüstetworden wäre.

Wie das funktionierte? Martin Banks wandte eine ähnliche Methode an, der sich vor knapp 400 Jahren der englisch-katholische Verschwörer Guy Fawkes bediente: Fawkes und seine Kommilitonen buddelten einen Tunnel unter das Londoner Parlament, stopften diesen mit Schießpulver voll, das sie während einer Parlamentssitzung unter Anwesenheit des verhassten anglikanischen Königs James IV zu Explosion bringen wollten.

Schwachpunkt Garage

Der Reporter der "European Voice" musste für sein kleines Experiment keinen Tunnel graben. Dieser ist nämlich in Form einer Tiefgarage unter dem EU-Parlament bereits vorhanden. Der erwähnte, eklatante Sicherheitsmangel besteht nun darin, dass jeder unbemerkt - weil von Durchleuchtungsmaschine und Personal unbehelligt - in die unterirdisch gelegenen Autoabstellplätze gelangen und eine Bombe legen kann.

Der Generalsekretär des EU-Parlaments, Julian Priestly, wurde von empörten EU-Parlamentariern bereits aufgefordert, die Sicherheitssysteme zu überprüfen. Denn als der findige Reporter seine Tasche unbemerkt abstellen konnte, tagte wenige Stockwerke über ihm zwar nicht König James IV und seine Berater, aber ein voll besetzter EU-Reformkonvent inklusive dem Präsident des Gremiums, Valery Giscard d'Estaing.