Zum Hauptinhalt springen

Anschlag traf ein Symbol der Koexistenz in Haifa

Von Peter Enav, AP

Politik

Vor 40 Jahren wurde das Restaurant "Maxim" am Strand der nordisraelischen Hafenstadt Haifa von einer arabischen und jüdischen Familie gegründet. Am Samstag riss eine palästinensische Selbstmordattentäterin der militanten Gruppe Islamischer Dschihad 19 Menschen mit sich in den Tod, unter ihnen auch vier Araber. "Dieses Restaurant war ein Symbol der Koexistenz", sagte Nir Muli, Enkel der jüdischen Gründer, nach dem Anschlag. "Wir dachten nie, dass uns das geschehen kann."


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dabei ist Haifa in den vergangenen drei Jahre sechs Mal von Selbstmordattentätern angegriffen worden, 74 Menschen wurden getötet. In der Stadt leben 223.000 Juden und 47.000 Araber zusammen, vielleicht haben es terroristische Angreifer deshalb leichter, sich unter die Leute zu mischen. Araber und Juden kaufen in denselben Geschäften ein und benutzen dieselben Busse. Es ist eine bisher friedliche Koexistenz, obwohl die israelischen Araber in Zeiten der Gewalt fürchterlich zwischen die Fronten des israelisch-palästinensischen Konflikts geraten.

Ein Fünftel der 6,6 Millionen israelischen Staatsbürger sind Araber. Die Mehrheit der arabischen Bürger Israels beteiligt sich nicht an dem Kampf, obwohl in den Jahren der Konfrontation bei einigen die Positionen gegen Israel auch infolge von Diskriminierung härter geworden sind.

Die Attentäterin war eine aus dem Westjordanland stammende 27jährige Frau. Nach Angaben ihrer Familie stand Hanadi Jaradat unmittelbar vor der Zulassung als Rechtsanwältin. Ihr Bruder und ihr Cousin waren bei einer israelischen Razzia im Juni erschossen worden. Der Cousin war Dschihad-Mitglied gewesen. Dschihad hat bereits mehrere Frauen als Selbstmordattentäterinnen eingesetzt.

Der von Jaradat gezündete Sprengsatz entfaltete eine verheerende Wirkung. Augenzeugen sprachen von einem furchtbaren Anblick; unter den Trümmern und Toten wurde der abgetrennte Kopf einer Frau gefunden; offenbar der der Attentäterin. Einer der ersten Helfer am Tatort sagte, er habe nach Verwundeten gesucht und fast nur Tote gefunden. "Um die Wahrheit zu sagen, da waren nicht viele Leute herauszuholen", sagte der Mann. "Viele Leute lagen über dem Boden zerstreut, es gab nicht mehr viel zu retten."

Im Krankenhaus Rambam warteten arabische und jüdische Familien ängstlich auf Nachrichten über ihre Verwandten. "Alle waren dort zusammen, Juden und Araber", sagte die 28-jährige Araberin Odet Najar in fließendem Hebräisch. "Wir sind oft dorthin gegangen." Ihr 23-jähriger Cousin habe dort als Kellner gearbeitet.

Das "Maxim" war auch ein beliebter Treffpunkt des Fußballteams Maccabi Haifa vor Spielen in der Profiliga. Einige Clubmitglieder, darunter der Trainer, waren unter den Verletzten. "Das Restaurant ist wie ein zweites Zuhause für Maccabi Haifa gewesen", sagte der Spieler Alon Harasi. Auch in dem Team spielen Juden und Araber zusammen; einer der Stars der Mannschaft ist der Araber Walid Badir.

Menschliche Schutzschilde in Arafats Hauptquartier

Rund 30 Friedensaktivisten haben sich am Hauptquartier von Palästinenserpräsident Yasser Arafat in Ramallah eingefunden, um im Falle eines israelischen Angriffs als "menschliche Schutzschilde" aufzutreten. "Wir sind unbewaffnet hierhergekommen, um als menschliche Schutzschilde zu dienen, wenn die Soldaten kommen", sagte der frühere israelische Abgeordnete Uri Avneri bei seiner Ankunft in Ramallah. "Arafat zu töten wäre eine Katastrophe für Israel, für die gesamte Region und für die Welt", sagte Avneri, der von sieben weiteren israelischen Pazifisten der Bewegung "Gush Shalom" (Friedensblock) begleitet wurde.

Außerdem kamen rund 20 ausländische Friedensaktivisten der "Internationalen Bewegung Solidarität" zu Arafats Hauptquartier. Die Pazifisten wollen nach eigenen Angaben bis Dienstag vor Ort bleiben.