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Anton Mattle: Vom Bergdorf ins Landhaus

Von Raffael Reithofer

Politik

Der langjährige Bürgermeister von Galtür wird nun überraschend neuer ÖVP-Landesparteichef von Tirol.


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Eine einschneidende Erfahrung im Management von Katastrophen hat der künftige Tiroler ÖVP-Chef bereits in jungen Jahren gemacht. Als im Februar 1999 eine gigantische Lawine das Bergdorf Galtür unter sich begrub und etwa 5.000 Wintertouristen und 850 Einheimische eine Nacht lang von der Außenwelt abgeschnitten waren, war der damals 35-Jährige bereits seit etwa sieben Jahren Bürgermeister des kleinen Orts im Bezirk Landeck.

"Man stellte sich noch geschockt von der Tragödie die Grundsatzfrage, ob die Sicherheit überhaupt noch gewährleistbar ist oder ob man wegziehen sollte", sagte Mattle im Rückblick 20 Jahre danach gegenüber der "Kronen Zeitung". Die Galtürer sind geblieben, viele Millionen wurden in den Lawinenschutz investiert. Und Anton Mattle, der zwei Jahrzehnte nach der Katastrophe immer noch Bürgermeister von Galtür war, hat in der Zwischenzeit auch in der Tiroler Landespolitik Karriere gemacht.

Geschäftsbesitzer undgelernter Elektroinstallateur

Der mittlerweile 59-Jährige zog erstmals 2003 für seinen Bezirk in den Innsbrucker Landtag ein. Von seiner Wiederwahl 2008 findet sich in den Tiefen des Internets ein Wahlkampfvideo, in dem ihm sämtliche darin vorkommende Bürger von einer jungen blonden Frau beim Picknick bis zu Mutter und Großmutter eines kleinen Babys über den grünen Klee loben ("Schaut’s wer do kimmt, der Mattle Toni!
Den kenn i guat.").

Jedenfalls dürfte der gelernte Elektroinstallateur sowie Radio- und Fernsehtechniker, der in Galtür ein kleines Geschäft besitzt, ein beliebter Politiker sein. Denn bei der Landtagswahl 2018 hat der langjährige Landtagsabgeordnete mit knapp 64 Prozent in seinem Bezirk Landeck das beste Bezirksergebnis für die Tiroler ÖVP erreicht.

Der neue Parteichef:"Lege das langfristig an"

Dieses Wahlergebnis, das für die ÖVP in anderen Teilen Österreichs mehr als nur in weite Ferne gerückt ist, hat Mattle nun wohl auch zu seiner neuen Spitzenposition verholfen. Denn dieser, der nun auch ein Jahr Wirtschaftslandesrat war, genießt laut Platter größten Rückhalt in seiner Partei, wie ihn die "Tiroler Tageszeitung" in ihrer Onlineausgabe von gestern, Montag, zitierte.

Jedoch seien laut Informationen der Zeitung nicht alle in der Tiroler ÖVP mit Platters Nachfolgeregelung zufrieden gewesen. So habe sich Wirtschaftsbundchef Franz Hörl, der seit dem Corona-Disaster 2020 in Ischgl auch bundesweit kein Unbekannter ist, zunächst vor den Kopf gestoßen gefühlt - Mattle stammt aus dem Bauernbund.

Wirtschaftskammerchef Christoph Walser hatte in der Vergangenheit bereits hörbar in den Startlöchern für die Platter-Nachfolge geschart.

Trotzdem hat der ÖVP-Landesparteivorstand Mattle am Montag schlussendlich einstimmig als neuen Landesparteiobmann nominiert. Mattle selbst betonte dabei, dass er nach der Landtagswahl keinesfalls nur ein Übergangslandeshauptmann sein wolle. Er setze "das langfristig an" und sei schließlich "bekannt für
Kontinuität".