Florenz - Im Alter von 82 Jahren ist Freitag in einer Florentiner Klinik der Richter Antonino Caponnetto gestorben, der in den achtziger Jahren in Palermo den Anti-Mafia-Pool gründete und damit dazu beitrug, dem organisierten Verbrechen in Sizilien einen schweren Schlag zu versetzen.
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Als der Untersuchungsrichter Rocco Chinnici 1983 in der sizilianischen Hauptstadt einem Autobombenattentat derMafia zum Opfer fiel, ließ sich der 1920 im sizilianischen Caltanisetta geborene Caponnetto, der zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Generalprokurator am Berufungsgericht in Florenz war, nach Palermo versetzen. Gemeinsam mit den beiden 1992 ermordeten Richern Giovannni Falcone und Paolo Borsellino - schuf er den Anti-Mafia-Pool, dessen Mitglieder sich exklusiv mit den Verbrechen der Cosa Nostra beschäftigten. Diesem Pool gelang es, die Machenschaften der sizilianischen Mafia zu durchleuchten und Mitte der AchtzigerJahre kam es zum sogenannten Maxi-Prozess gegen Mafiosi. 1988 kehrte Caponnetto nach Florenz zurück, 1990 ging er in Pension, doch schon ein Jahr später gründete er zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando, die politische Gruppierung Rete, die sich den Kampf gegen die Mafia auf die Fahnen geschrieben hatte. 1992 erhielt Caponnetto bei den Gemeinderatswahlen in Palermo die meisten Vorzugsstimmen und wurde Präsident des Gemeinderates.
Nach der Ermordung seiner beiden engen Mitarbeiter Falcone und Borsellino suchte Caponnetto vor allem den Kontakt mit der Jugend, um sie gegen die Mafia zu immunisieren.