ChatGPT für Rechtsabteilungen? Schon fleißig an der Arbeit . . .
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ChatGPT wird die zukünftige Arbeit in den Rechtsabteilungen verändern. Darüber herrscht wohl kein Zweifel. Grund zur Panik? Nein, aber nutzen Sie die Vorteile für sich!
Außer ChatGPT gibt es bereits viele andere, gute Tools für Rechtsabteilungen, die mit Künstlicher Intelligenz die Arbeit erleichtern und verbessern. Mehrere Studien zeigen in diesem Zusammenhang, dass Technologieführerschaft (im Sinne des Einsatzes von Legal Tech Tools) auch auf Bereiche wie Kundenzufriedenheit, die Möglichkeit, gutes Personal einzustellen und zu halten, oder mehr Spezialisierung einzahlen. Es lohnt sich also, sich damit zu beschäftigen.
Was kann aber nun ChatGPT konkret? Aufgebaut ist das Tool als Chatbot, also als textbasiertes Dialogsystem, bei dem im Hintergrund Eingaben bewertet, klassifiziert und in einem auf Wahrscheinlichkeiten beruhendem Modell verarbeitet werden. ChatGPT erstellt dann Texte, die so klingen, als wären sie von Menschen geschrieben. So hilft der Chatbot beispielsweise bei der Erstellung oder Beantwortung von E-Mails. Gibt man die Argumente als Vorlage ein, verfasst ChatGPT einen freundlichen Text dazu. Er kann auch Erstentwürfe von Dokumenten oder Verträgen erstellen.
Große Datenmengen in kurzer Zeit analysieren
Auch in der juristischen Recherche unterstützt ChatGPT bereits heute, indem in kurzer Zeit große Datenmengen durchsucht und analysiert werden können. Juristen bekommen dadurch schnell einen guten Überblick über ein Thema oder eine Rechtsfrage. Die Beantwortung von Rechtsfragen direkt an Nicht-Juristinnen und Nicht-Juristen ist noch mit Vorsicht zu genießen. Aber ChatGPT beschleunigt die Antwortfindung für Juristinnen und Juristen, die diese dann als Antwort an Laien geben können.
ChatGPT versteht und schreibt zwar sehr gut deutsch, kennt sich aber inhaltlich - aufgrund des bisher erfolgten Trainings - besser im deutschen als im österreichischen oder Schweizer Recht aus. Stellt man also eine Rechtsfrage auf Deutsch, greift ChatGPT erst auf deutsches Recht zurück. Wichtig ist daher gegebenenfalls der Hinweis bei der Eingabe, dass sich die Frage auf österreichisches Recht bezieht. Das kann in Dialogform auch Spaß machen, da man auf die eigene Frage sofort wieder eine Antwort erhält.
Eine Zusammenarbeit mit juristischen Verlagen und deren Daten besteht dabei momentan nicht. Zukünftig ist aber bei ChatGPT ein Quellenverweis angedacht - eine Möglichkeit, die vermutlich die Attraktivität einer Datenweitergabe für die Verlage erhöhen wird. Richtig spannend wäre es, insbesondere auch Rechtsfragen, das Wissen der Rechtsabteilung im Sinne früherer Auskünften oder früherer Recherche in ChatGPT einfließen zu lassen, um dann darauf basierende (oder zumindest inhaltlich konsequente) neue Antworten zu bekommen.
Intransparente Entscheidungen
Technisch ginge das, und grundsätzlich übernimmt ChatGPT eingegebene Daten nicht zur (eigenen) Weiterverwendung. Aber im neuesten GPT-Modell gibt es eine Variante, die mit einem "Continual Learning"-Ansatz auf Basis der Inputs von Nutzern das Modell erweitert. Der Datenschutz lässt also grüßen, und gerade aus Mandantenschutzvorgaben ist Vorsicht geboten. Zukünftig wird es jedoch die Möglichkeit von "Private ChatGPTs", sogenannten Enterprise-Lösungen, geben.
Kann man denn allen Antworten und Ergebnissen von ChatGPT vertrauen? Nun, dazu gibt es vor allem zwei große Unsicherheiten. Einerseits die sogenannte Halluzinationsrate, die im Moment bei ChatGPT auf 15 bis 20 Prozent geschätzt wird: Kann der Bot eine Frage oder Aufforderung nicht beantworten, erfindet er mehr oder weniger eine Antwort (die sprachlich durchaus eher realistisch klingt, darauf ist das System ja programmiert), statt sein Nicht-Wissen zuzugeben. Dies ist heute in ChatGPT vor allem aus Marketing-Gründen so eingestellt, aber auch, um anhand der Nutzerreaktionen das System zu verbessern. Die zweite Unsicherheit ist die Intransparenz über die im System getroffenen Entscheidungen. Man erfährt also nicht, auf welcher Basis eine Antwort gegeben wird.
Fazit: ChatGPT kann Rechtsabteilungen bereits bei mehreren, oft als mühsam empfundenen, Aufgaben unterstützen. Dabei übernimmt der Bot die erste, grobe Arbeit, wobei es dann Juristinnen und Juristen aus Fleisch und Blut für den Feinschliff oder Details braucht. Und jemanden, der die Ergebnisse von ChatGPT kritisch hinterfragt - noch.