Mehr Arbeitslose Uni- und Fachhochschulabsolventen, mehr Jugendliche ohne Job und ein Anstieg der Arbeitslosenrate im Dienstleistungsbereich, lautet das Resümee der Arbeitslosenstatistik des AMS vom Juni dieses Jahres. Während Gewerkschaftsbund, Arbeiterkammer und SPÖ scharfe Kritik an der Arbeitsmarktpolitik der Regierung übten, verwies Wirtschaftsminister Martin Bartenstein auf den "ausgezeichneten Platz" im Vergleich mit den anderen Euro-Ländern.
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"Absolut unerfreulich" ist für Wirtschaftsminister Bartenstein der jüngste Anstieg der gestern veröffentlichen Arbeitslosenzahlen. Die Wachstumsschwäche schlage sich nun am Arbeitsmarkt nieder. Er habe nach den April-Zahlen, als es keinen Anstieg der Arbeitslosenzahlen gab, gehofft, dass die Talsohle erreicht sei. Dennoch stehe Österreich im EU-Vergleich bei den Arbeitsmarktdaten gut da: Laut Eurostat lag Österreich im Mai mit einer Arbeitslosenrate von 4,3% nach Luxemburg und den Niederlanden auf Platz drei.
Dennoch, in Österreich ist die Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen: Im Juni 2003 waren mit 200.918 Arbeitslosen beim Arbeitsmarktservice (AMS) um 4,8% mehr Jobsuchende gemeldet als von einem Jahr. Vom Arbeitslosenanstieg besonders betroffen waren Dienstleistungsberufe.
Der Dienstleistungsbereich sei trotzdem eine der wichtigsten Zukunftsbranchen, erläutert Thomas Mayr, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw), im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Vor allem die wissensintensiven Dienstleistungen wie IT-, Wirtschafts- und Steuerberatungsleistungen würden zunehmen, und auch der Gesundheitsbereich werde wachsen und Jobs generieren. Den aktuellen Anstieg an Arbeitslosen im Dienstleistungsbereich führt Mayr auf die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage zurück. "Selbst wenn es jetzt ein, zwei Jahre Ausreißer nach unten gibt, ist es trotzdem der langfristige Trend, dass der Dienstleistungssektor wachsen wird", ist Mayr überzeugt. Schlechtere Jobaussichten gibt es laut Juni-Daten nicht nur für niederqualifizierte Arbeitssuchende, sondern auch für Uni- und Fachhochschulabsolventen. So nahm die Arbeitslosenrate bei Personen ohne Pflichtschulabschluss um 13,3% zu, die Akademikerarbeitslosigkeit stieg um 16,4%. Anteilsmäßig entfallen 79% aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule, mit Pflichtschulabschluss oder mit Lehrabschluss. Nach Altersgruppen stieg die Arbeitslosigkeit am stärksten bei den Jugendlichen (plus 11,6%). Die Zahl der Lehrstellensuchenden lag Ende Juni mit 3.537 um mehr als ein Viertel über dem Wert des Vorjahres. Den höchsten Zuwachs an Arbeitslosen verzeichneten die Bundesländer Vorarlberg (+14,9%) und Wien (+8,2%). Versagen im Kampf gegen die steigende Arbeitslosigkeit warf indessen der Präsident Arbeiterkammer (AK), Herbert Tumpel, der Regierung vor. Seit der ersten Auflage der Regierungskoalition im Jahr 2000 sei die Zahl der Arbeitsuchenden in Österreich um mehr als 33% gestiegen.