Mit einem eindringlichen Appell an die Atommächte haben Zehntausende an den Abwurf der ersten Atombombe vor 60 Jahren auf Hiroshima erinnert. Eine solche Katastrophe dürfe es nicht wieder geben, sagte der Bürgermeister der japanischen Stadt, Tadatoshi Akiba, und forderte die Abschaffung aller Kernwaffen. An der Geburtsstätte der Atombombe, dem US-Nuklearforschungszentrum in Los Alamos (Arizona), gedachten Überlebende zusammen mit rund 500 Demonstranten der Opfer.
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"Unser Ziel ist ein von Atomwaffenkriegen befreiter Planet", schrieb der Überlebende Koji Ueda in einer vor den Forschungsanlagen in New Mexico verteilten Erklärung. In Oak Ridge im US-Staat Tennessee blockierten mehr als tausend Demonstranten die Straße zu der schwer bewachten Fabrik, in der vor 60 Jahren die US-Atombomben befüllt wurden.
In Hiroshima versammelten sich am Samstag mehr als 55.000 Menschen zu einer Gedenkfeier im Friedenspark. Um 08.15 Uhr - als am 6. August 1945 die Atombombe "Little Boy" gezündet wurde - stand das Leben in der Stadt still. Die Schweigeminute wurde nur vom Ton einer Bronzeglocke durchbrochen. Akiba kritisierte in einer "Friedenserklärung", viele Menschen hätten sich in ihr vermeintliches Schicksal ergeben, nichts gegen die Bedrohung durch die Nuklearwaffen tun zu können. Ministerpräsident Junichiro Koizumi betonte, Japan werde zu den führenden Staaten gehören, die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzten.
"Little Boy", die von einem amerikanischen B-29-Flieger abgeworfen wurde, tötete 140.000 Menschen. Einschließlich derer, die als vermisst gemeldet wurden oder an den Spätfolgen starben, zählt die Stadt mittlerweile 242.437 Tote. In diesem Jahr wurden der Liste 5.373 neue Namen hinzugefügt. Drei Tage nach der ersten Atombombe warfen die USA eine zweite über Nagasaki ab. "Fat Man" kostete 80.000 Menschen das Leben. Am 15. August kapitulierte Japan, damit endete der Zweiten Weltkrieg.
Bei einer Aktion der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe Wien haben die Teilnehmer am Samstag eine Welt ohne Atomwaffen und ohne Krieg gefordert. Mit einem anschließenden Laternenmarsch vom Stephansplatz zum Teich vor der Karlskirche wurde der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gedacht. In einer übermittelten Grußadresse lobte Bundespräsident Heinz Fischer die Bemühungen, auf den Ernst weltweiter atomarer Gefahren hinzuweisen.
Ernst Schwarcz, Ehrenvorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes, erklärte laut einer Aussendung: "Es ist geradezu absurd, wenn in der Öffentlichkeit nur einige wenige Länder (vor allem der Iran, Pakistan, Indien und Nordkorea) als größte Bedrohung für die nukleare Sicherheit der Welt genannt werden". Um vieles bedrohlicher seien die Atomwaffenvorräte der Gründungsländer des Sperrvertrages.
Elke Renner, Vorsitzende des Österreichischen Friedensrates, sagte: "Der Abwurf der Atombombe war keine Katastrophe, sondern ein Verbrechen, das sich fortsetzt in der atomaren Rüstung. Dafür wurde und wird bis heute niemand zur Verantwortung gezogen. Dazu zu schweigen, bedeutet Mitschuld. Das neutrale Österreich könnte friedenspolitisch aktiv sein. Stattdessen ratifizierten alle Parlamentsparteien in Missachtung der Meinung der Bevölkerung einen EU-Verfassungsvertrag, in dem Militarisierung und Neoliberalismus festgeschrieben werden."