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"Was jeder Tag will, sollst du fragen; was jeder Tag will, wird er sagen." Dieser Goethe'sche Merkvers steht über dem Eingang in die Medienwelt. Print- wie elektronische Medien haben sich ja dem Tagesgeschäft verschrieben, nichts ist uninteressanter als die Zeitung von gestern und die Bildschirmwirklichkeit eine flüchtige Erscheinung.
Um die hektische Immerwiederkehr des Immergleichen programmatisch zu strukturieren, verwenden die Medienmacher die Maßeinheit "Tag": Geburts- oder Todestage, Feier- oder Trauertage bilden sich selbst rechtfertigende Fixpunkte, an denen das aktuelle Sendeschema aufgehängt werden kann. Damit nicht genug, bietet die Reflexionsabteilung der globalisierten Welt eine Fülle von Gedenktagen an, die sich ebenfalls medial verwerten lassen - vom Tag der Arbeit über den des Brotes und des Wassers bis zum Mutter-, Tierschutz- oder Nichtrauchertag.
Am Dienstag wurde der Internationale Frauentag begangen, und den haben sich die TV-Programmgestalter natürlich nicht entgehen lassen. In "Willkommen Österreich" (ORF2) moderierten aus diesem Anlass zwei Frauen, Elisabeth Engstler und Martina Rupp, arte zeigte den Themenabend "Frauen für den Frieden", SWR eine Dokumentation über Frauen und Islam, 3sat brachte den TV-Film "Geschlecht weiblich", S-RTL die Filmkomödie "Was diese Frau so alles treibt", und sogar die Sportredaktionen von ORF 1, ARD und Eurosport trugen ein Gedenktagscherflein bei, indem sie - live aus Hochfilzen - den 15 km Damen-Biathlon-WM-Lauf übertrugen.