Die ARA AG (Abfall Recycling Austria) hatte schon damit gedroht. Doch jetzt wurde es ernst: Die ARA hat den Entsorgungsvertrag mit der ÖKK AG (Österreichischer Kunststoff Kreislauf) per 31. 12. 2003 gekündigt. In der ÖKK ist man fassungslos und sich keiner Schuld bewusst. Der Kündigungsgrund ist ein monatelanger Konflikt zwischen ARA und ÖKK um Rückstellungen in der Höhe von 14,24 Mill. Euro. Die "Wiener Zeitung" sprach mit ÖKK-Chefin Andrea Ecker.
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Aus allen Wolken fiel man in der ÖKK, als am Mittwoch Abend die Kündigung des Entsorgungsvertrages per Fax ins Haus flatterte. Gleichzeitig mit dem ARA-Vertrag endet nämlich auch die Zusammenarbeit mit der Kunststoffsammelgesellschaft ARGEV. Noch in der Vorwoche hatte es Gespräche zwischen ARA- und ÖKK-Eigentümern gegeben. Dabei wurde ÖKK-Vorstand Andrea Ecker signalisiert, dass die Stimmung "nicht besonders gut sei". Doch die Missstimmung hätte durch eine vertrauensbildende Maßnahme wieder gerettet werden können. "Von uns wurde verlangt, unsere gesamten Rückstellungen für Tarifanpassungen, 14,24 Mill. Euro, auf ein Treuhandkonto der ARA zu überweisen."
Zusätzlich wurde Ecker avisiert, dass im Fall einer Kündigung des Entsorgungsvertrages das Geld der ARA AG zufallen würde. "Das ist eine Forderung, die praktisch und theoretisch nicht erfüllbar ist." Ecker betont, für die Finanzen persönlich zu haften, außerdem dürfe sie maximal über 36.000 Euro freihändig verfügen, jedem höheren Betrag müssten die Eigentümer zustimmen. Ecker dachte, die ARA-Eigentümer überzeugt zu haben.
Außerdem sollte die Rückstellung innerhalb der nächsten drei Jahre für die Reduktion der Tarife herangezogen werden. Schon im Sommer wollte die ÖKK rund 4,43 Mill. Euro auflösen, um damit die Tarife für 2003 um 13 bis 22% zu senken. Doch das war für ARA-Boss Christian Stiglitz nicht ausreichend. Gleichzeitig mit der Kündigung kam nämlich seine Ablehnung der neuen Tarife. Er fordert vielmehr, dass die ÖKK im kommenden Jahr gar auf jegliche Einnahmen verzichten soll.
Dies sei ebenfalls einVorschlag, dem die ÖKK nicht nachkommen könne, betont Ecker. Laut ihrer Kalkulation stünde sie dann nämlich knapp vor der Insolvenz, da sie dann im kommenden Jahr einen Verlust von 3,63 Mill. Euro hinnehmen müsste. Warum von der ARGEV nicht ebenfalls verlangt werde, ihre Rückstellung von 36,3 Mill. Euro sofort aufzulösen, kann sich Ecker nur damit erklären: "Bei Wegfall der ÖKK als Verwertungsgesellschaft muss die Kriegskasse, mit der man sich gegen allfällige Konkurrenz rüstet, prall gefüllt sein." Und dass der "Kunststoffkreislauf" weiter bestehen wird, daran zweifelt sie keine Sekunde. Ecker betont, weiterhin kooperationsbereit zu sein, will im Notfall aber ein Parallelsystem entwickeln. "Wir werden effizienter, flexibler und billiger sein," gibt sie sich zuversichtlich. Das Leben geht auch ohne ARA weiter, denn diese "sei ja nur das Inkassobüro". Ob die ARA AG - sie ist zu 11% an der ÖKK beteiligt - weiterhin im Aufsichtsrat der ÖKK bleiben kann, ist ungewiss. Einen Monat haben die Eigentümer Zeit, die ARA "rauszuschmeißen".
Glastarif ebenfalls stritig
Nicht nur die ÖKK, sondern auch die Glassammlung (AGR) hat mit der Anerkennung ihres neuen Tarifes Probleme mit der ARA. "Stiglitz lehnt unseren Tarif für 2003 ab, er fordert einen weit niedrigeren, als ich verantworten könnte", so AGR-Geschäftsführer Gerald Hirss-Werdisheim. Der Grund für die Ablehnung: Stiglitz seien zwei zwingend notwendige Vorsorge-Rückstellungen - in der Höhe von 6,2 Mill. und einer Mill. Euro - ein Dorn im Auge, diese sollten vielmehr zur Senkung der Lizenztarifen herangezogen werden. "Die ARA will die AGR anscheinend finanziell aushungern," mutmaßt Hirss-Werdisheim, doch das könne er als Verantwortlicher nicht zulassen. Notfalls müsse ein Schiedsverfahren geführt werden.