Warum helfen Allianzen nicht, wenn es kriselt? | "Wiener Zeitung": Wie beobachten Sie als Chef einer stark expandierenden Airline den AUA-Verkauf von außen? | Martin Gross: Interessiert. Die AUA ist eine sehr gute Fluggesellschaft, die Maschinen sind pünktlich, das Personal freundlich. Der Fluglinie ist es in den letzten Jahren gelungen, ein etabliertes Streckennetz nach Osteuropa aufzubauen. Ich wüsste nicht, warum die AUA nicht als nationale Airline erhalten bleiben sollte.
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Die Emirates haben in Osteuropa noch keine Destinationen. Wäre Wien nicht eine interessante Drehscheibe?
Die Emirates planen keine Drehscheiben außerhalb Dubais. Wir haben klar definiert, dass wir auch für keine Beteiligungen zur Verfügung stehen. In dem Moment wo man sich an einer Airline beteiligt, der es finanziell nicht gut geht, holt man sich automatisch Probleme an Board.
Warum sollten dann andere Airlines ein AUA-Schuldenpaket von rund 900 Millionen Euro übernehmen?
Das kommt darauf an, wie viel Wert ein Käufer dem Kaufobjekt samt Osteuropa-Netz beimisst. Fluglinien die im Akquisitionsgeschäft sind, wissen genau, welchen Preis sie in Kauf nehmen können. Sie haben schon lange zuvor ihre Zukunftsstrategie geplant.
Kooperationen stehen Sie aber offen gegenüber?
Wir stehen lokalen Kooperationen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, dann wenn sie für Emirates Sinn machen. So führen wir beispielsweise Codeshare-Flüge mit Continental Airlines und Thai Airways durch.
Was würde eine solche Kooperation der AUA finanziell bringen?
Wenn man sich die Weltkarte anschaut, sieht man dass sich über Dubai mit einem einzigen Stopp die ganze Welt anfliegen lässt. Derzeit fliegt die AUA Dubai als End-Destination an. Durch eine Kooperation mit Emirates könnte sie auch Tickets über Dubai hinaus verkaufen. Einzelstrecken werden profitabler, wenn man zusammenarbeitet.
Haben Sie der AUA diese Idee schon vorgeschlagen?
Es gab immer wieder Gespräche in den letzten Jahren. In der derzeitigen Situation wird die AUA wohl keine Kooperation mit einem Non-Star-Alliance-Partner eingehen. Ich halte es aber für nicht ausgeschlossen, dass wir mittel- oder langfristig doch einmal zusammenarbeiten.
Warum helfen Flug-Allianzen wie etwa die Star-Alliance nicht, wenn es kriselt?
Ich kenne kein Beispiel, wo eine Allianz irgendeiner Fluggesellschaft rettend finanziell beigesprungen ist. Die Allianzen sind als reines Marketing-Tool konzipiert - etwa mit gemeinsamer Werbung und Reservierungssystemen. Wenn man bisher darüber hinaus versucht hat, gegenseitige Kapitalbeteiligungen zu machen, hat das meistens nicht funktioniert. Die Continental ist deshalb drauf und dran, das Sky Team zu verlassen und in die Star Alliance zu wechseln.
Welche Innovationen braucht die Luftfahrt?
Flugzeughersteller arbeiten dauernd an Lösungen, die Treibstoffeinsparungen bringen. Darüber hinaus muss man auch an alternative Energiequellen.
Martin Gross (53) ist seit 2004 Emirates-Chef von Österreich. Zuvor war der studierte Betriebswirt aus München über 20 Jahre im Management der Canadian Airlines und Northwest Airlines tätig.