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Arap Moi's Marionettenspiele

Von Ines Scholz

Politik

Nairobi - Kenias Präsident Daniel arap Moi hat das Parlament aufgelöst und damit den Weg für allgemeine Wahlen noch in diesem Jahr freigemacht - Wahlen, die seine Partei, KANU, nach 39 Jahren erstmals verlieren könnte.


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Moi, der 24 Jahre lang an der Spitze des ostafrikanischen Landes stand, darf gemäß den Bestimmungen der neuen Verfassung selbst nicht mehr antreten, will aber die Fäden der Macht nicht aus der Hand geben. Und so hat der Noch-Präsident im Ringen um die Nachfolge einen Newcomer ins Rennen geschickt, der vom politischen Geschäft nicht viel versteht. In einem dubiosen parteiinternen Auswahlverfahren ließ er vor zwei Wochen Uhuru Kenyatta zum Kandidaten der Afrikanischen Nationalunion Kenias (KANU) küren. Der 41-jährige Unternehmer und Sohn des Staatsgründers Jomo Kenyatta versprach im Gegenzug, dass er sich in politschen Belangen auf den Rat seines Mentors stützen werde. Für den Fall, dass er die Wahl gewinnt, will er eine Generalamnestie für sämtliche Korruptionsdelikte erlassen, in die der Moi-Clan verstrickt ist. Weiters machte der 41-jährige Besitzer mehrerer Fünf-Stern-Hotels, Flugunternehmen und kommerzieller Farmen den Kampf gegen die Armut, Arbeitslosigkeit und ineffiziente Bürokratie zum Schwerpunkt seines Wahlprogramms - neben der Bekämpfung der wachsenden Auslandsschulden freilich.

Mit der Personalentscheidung, die alles andere als den erhofften Neuaufbruch verspricht, zog sich der in die Jahre gekommene Moi - er wurde Anfang im September 78 - den Ärger vieler KANU-Funtionäre zu. Mächtige Parteigranden, unter ihnen Generalsekretär Raila Odinga und KAU-Vizepräsuident George Saitoti , verließen die Partei und schlossen sich der Opposition an. Diese hat sowohl bei der Wahl der 222 Abgeordneten als auch der Präsidentenkür gute Chancen, die Mehrheit der Stimmen auf sich zu ziehen. Größter Herausforderer Kenyattas in der aus 10 Parteien zusammengesetzten "Nationalen Rechenbogen-Allianz" ist Mwai Kibaki. Der 71-Jährige war 1978/ 1988 Vizepräsident.

Er und die übrigen Moi-Gegner klagen, Kenyatta sei lediglich dazu aufgestellt worden, um die korrupte Elite zu schützen, die unter einer neuen Regierung sonst rechtliche Verfolgung fürchten müsste. Mitte Oktober hielt die Regenbogen-Allianz im Zentrum Nairobis eine Demonstration ab, der sich zehntausende Anhänger anschlossen. Auf Plakaten war zu lesen. "Wir brauchen eine neue Regierung, aber keine Marionetten".