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Arbeit am Wohlbefinden

Von Eva Mandl

Wirtschaft

Fitness, gesunde Ernährung und stressfreies Leben. Der Wellness-Tourismus boomt. Laut Prognosen internationaler Trend- und Zukunftsforscher sowie Personalberater sind Wellness- und Gesundheitsberufe weiterhin stark im Kommen.


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Wenn man das Wort "Wellness" in die Internet-Suchmaschine "Google" eingibt, erhält man fast 15 Mio. Treffer - und eine Idee davon, wie inflationär der Begriff mittlerweile gebraucht wird. Wissenschaftler hatten ihn in den sechziger Jahren für das amerikanische Gesundheitswesen entwickelt.

Heute reklamiert vor allem die Tourismus-Branche den Begriff für sich. Immer mehr Touristen werden zu Wellness-Touristen und nehmen die zahlreichen Angebote der Wellness-Hotels in Anspruch.

"Die Wellnessbranche ist der absolute Wachstumsmarkt," so Andreas Landgrebe vom Personalberatungsunternehmen Jenewein & Partner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Bereits über 30% der ausgeschriebenen Posten im Tourismus betreffen Positionen im Wellnessbereich.

Menschen sehnen sich in einer von Stress und Hektik bestimmten Welt zunehmend nach Körpererfahrung und Entspannung. Sie arbeiten immer intensiver und länger. "Um sich in der kurzen, verbleibenden, Zeit wieder zu erholen, benötigen sie Experten, damit Erholung nicht in Power-Wellness ausartet", begründet Landgrebe die starke Nachfrage.

Als käufliche und leicht konsumierbare Kompensation für Alltags- und Berufsstress hält Wellness auf angenehme Weise Körper, Seele und Geist fit. Die ganzheitliche Auffassung von Gesundheit setzt sich mehr und mehr durch. Health-Coaching, die ganzheitliche Gesundheitsberatung, gehört laut Trendforscher Matthias Horx "zu der am schnellsten wachsenden Coaching-Dienstleistung".

Der Wellnessbegriff passt in unsere mentale Welt. Nicht die idealen Körpermaße oder der durchgestählte Body rücken ins Zentrum der Sehnsucht, sondern der selbst bestimmte Begriff der Balance.

Dass mit Wellness viel Geld verdient werden kann, hat sich bis ins kleinste Dorfschwimmbad herumgesprochen. Vielerorts entstehen Wohlfühlzentren, werden alte Anlagen den neuesten Trends angepasst. Die Branche wächst und wächst, somit auch der Bedarf an Personal. Gesucht werden Wellnesstrainer, die sich um das körperliche und seelische Wohlergehen der Kunden kümmern. Institute formen Gesundheitsberater an zwei Wochenenden.

Geht das in so kurzer Zeit? Ein universeller Wellnessspender hat mehr Verantwortung als nur den Kunden einzuölen, für vorgewärmte Bademäntel und den Saunaaufguss zu sorgen. Ein professioneller Wohlfühlexperte wird mit Krankheiten und Risikofaktoren bei Gästen konfrontiert. Das setzt diagnostische Verfahren und medizinische Grundkenntnisse voraus.

Zum Tätigkeitsrepertoire gehört der "Check-up", die Analyse des körperlichen Zustands des Klienten und seiner Gewohnheiten. Darauf basierend stellt der Gesundheitsberater ein individuelles Programm zusammen. Je nach Spezialisierung liegen die Schwerpunkte auf Ernährung, Entspannungstechniken oder Bewegung.

Seriöse Anbieter für Wellnesslehrgänge bieten Qualität, für die Ausbildung brauchen die angehenden Wohlfühlbescherer Zeit. Die Voraussetzung für ein umfassendes Wohlfühlen sieht Vitalakademie-Gründer Martin Steixner, "in den vier Säulen der Gesundheit: Bewegung, Ernährung, Psyche und Umfeld".

Qualität zählt

Diesem Trend schließen sich immer mehr Fachhochschulen, Akademien und Universitäten an. Die Vitalakademie beispielsweise bildet Ernährungs-, Gesundheits- und Entspannungstrainer sowie Umfeldberater aus.

Die Ausbildung zum Umfeldberater dauert 520 Stunden und besteht aus sechs Modulen. Fächer wie Geo- und Baubiologie, Methoden zur Messung der wichtigsten Raumgifte sowie Marketing und Recht ermöglichen künftigen Beratern, die Lebensqualität der Kunden zu verbessern. Der angehende Entspannungstrainer muss 481 Stunden Stoff über Stressbewältigung und -management, Entspannungstechniken, Mindwalking, Kinesiologie sowie Meditation büffeln.

"Schon jetzt ist ein großer Anteil des gehobenen Tourismus in Österreich dem Bereich Gesundheitstourismus zuzuordnen und dieser Anteil ist bei weitem nicht ausgeschöpft", bestätigt auch Werner Gruber. Der Präsident des Dachverbandes der österreichischen Wellnesstrainer und Leiter der Gesundheitswerkstatt bildet gemeinsam mit der Hildegard von Bingen Gesundheitsschule diplomierte Wellnesstrainer aus. Vier Semester und 600 Unterrichtseinheiten dauert die Ausbildung und beinhaltet neben Fächern wie Anatomie, Physiologie, Ernährung und Psychologie, auch Massagetechniken, Kneippkur und Entspannungsmethoden.

Die Bandbreite für Absolventen reicht von den verschiedensten freiberuflichen Tätigkeiten als Berater oder Personal Coach über die Organisation und Konzeption von Wellnessstrukturen bis zur Leitung oder Eröffnung eines Wellnesshotels.

Auch immer mehr Unternehmen suchen nach Wohlfühlexperten. "Die Firmenkulturen richten sich auf das Bild eines ganzheitlich gesunden Mitarbeiters aus und investieren viel Geld in die Mitarbeiterförderung. Damit werden gesundheitliche Aspekte und Dienstleistungen Teil der Arbeitskultur" bestätigt Trendforscher Horx.

Mehr Infos zur Ausbildung

zum Wellnesstrainer unter http://www.gesundheitswerkstatt.at und

http://www.vitalakademie.at