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Arbeiterkammer kritisiert teuren Nachhilfebedarf

Politik
Für 367.000 Kinder und Jugendliche, also 37 Prozent, mussten Eltern heuer um insgesamt 62 Millionen Euro Nachhilfe finanzieren.
© Martin Kohlberger

Für ein gutes Drittel der Kinder und Jugendlichen mussten Eltern heuer Nachhilfe finanzieren. Die AK fordert Investitionen für eine Doppelbesetzung in Deutsch und Mathematik im kommenden Schuljahr.


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"Theoretisch haben die Kinder bei uns im Land alle die gleichen Schulbedingungen", sagt Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl. "Praktisch ist es aber so, dass es teure, privat finanzierte Nachhilfe richten muss." 37 Prozent - das sind 367.000 Kinder und Jugendliche - haben heuer private Nachhilfe bekommen. 360 Euro pro Kind habe das bereits gekostet, die Gesamtausgaben der Eltern für Nachhilfe werden bis zum Schulschluss rund 62 Millionen Euro ausmachen, erläutert AK-Bildungsexpertin Elke Larcher die Ergebnisse der Sora-Studie für die Arbeiterkammer.

Das obwohl auch die kostenlose Nachhilfe durch Lehrerinnen und Lehrer für Schülerinnen und Schüler von jeweils 13 Prozent 2019 und 2020 auf heuer 27 Prozent angewachsen ist. Dabei hätten ebenfalls 27 Prozent, im Jahr davor sieben Prozent, ihren Kindern gerne bezahlte Nachhilfe finanziert, sich das aber nicht leisten oder organisieren können.

"Ungerechte Lernschere schließen"

Nachhilfe sei laut Larcher kein Instrument mehr, um das Durchfallen zu verhindern, sondern um den Sprung in die nächste Schule zu schaffen. "Vom Stress und Druck, der auf den Eltern lastet, besonders betroffen sind Alleinerziehende." Sechs von zehn dieser Eltern mit einem Nachhilfekind sagen, dass sie sich mit der Finanzierung der Nachhilfe "sehr schwergetan haben".

"Wir können uns die Schule von gestern nicht mehr leisten", sagt Anderl. Zu teure Nachhilfe, selbst Ersatz-Lehrkraft zu sein, oder dass Kinder alleine gelassen werden, sei nicht akzeptabel. Um die Lernschere zu schließen, fordert die AK 400 bis 450 Millionen Euro an Investitionen in eine Doppelbesetzung in Deutsch und Mathematik in den ersten fünf Schulstufen im kommenden Schuljahr sowie ein Entlastungspaket für Alleinerziehende inklusive Ferienangebote für deren Kinder. Anderl erinnert die Regierung an die Schulfinanzierung über einen Chancenindex, wonach Schulen mehr Geld erhalten, in denen Eltern Kinder weniger unterstützen können, und den Ausbau von Ganztagsschulen. Denn: "Von Gerechtigkeit im Bildungssystem sind wir weit entfernt."(mad)