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Gedanken über die Beschäftigung älterer Menschen macht sich Sozialminister Herbert Haupt. Sein Vorschlag - und gleichzeitig Appell an Wirtschaftsminister Martin Bartenstein - lautet, arbeitslosen älteren Menschen über das Arbeitsmarktservice (AMS) eine neue Berufsausbildung mit Abschlussprüfung zu ermöglichen, ohne die Arbeitslosenunterstützung zu streichen oder zu kürzen. Das AMS verweist auf seine eigenen Beschäftigungs-Schwerpunkte.
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Herbert Haupt hat ein EU-Ziel vor Augen: Demnach sollen mehr Menschen zwischen 58 und 65 Jahren dem Berufsleben erhalten bleiben. Einen Vorschlag, um dies zu erreichen, unterbreitete der Sozialminister gestern im Gespräch mit der Austria Presseagentur. Er forderte Wirtschaftsminister Bartenstein auf, über das AMS Berufsausbildung mit Abschlussprüfung anzubieten ohne die Arbeitslosenunterstützung zu streichen.
"Schulungen für Ältere während der Arbeitslosigkeit, bis hin zu Meisterprüfungen" stellt sich Haupt vor und sieht darin auch eine zusätzliche Möglichkeit für arbeitslose Frauen, die schon oft ab 45 nur schwer einen Job finden. "In den nächsten Jahren wird es uns gelingen, das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen", gab sich der Sozialminister überzeugt. Am unterschiedlichen Pensionsalter zwischen Frauen und Männern werde sich bis 2019, wie gesetzlich verankert, allerdings nichts ändern.
Mit Distanz wird dem Haupt-Vorschlag im Wirtschaftsministerium und beim AMS begegnet. Es werden jetzt schon Schulungen angeboten - für alle Altersgruppen. Zusätzliche Anreize seien derzeit nicht geplant. "Wir sehen keinen besonderen Handlungsbedarf", heißt es aus dem Kabinett Barteinsteins auf Anfrage der "Wiener Zeitung".
AMS-Schwerpunkt: Vermittlung von Älteren
Das AMS verweist auf seine "Jahresziele"; etliche Maßnahmen wie Schulungen und Weiterbildungskurse richten sich an ältere Arbeitslose. "Im Jahr 2000 haben wir den Schwerpunkt auf die Vermittlung von Älteren gelegt", erklärt Beate Sprenger. Dies werde auch fortgesetzt. So fanden im Vorjahr rund 87.000 Jobsuchende über 45 wieder eine Beschäftigung - um rund 13 Prozent mehr als im Jahr 2000.
Allerdings nahm heuer die Arbeitslosigkeit in allen Altersgruppen zu. Ende Februar waren rund 57.000 Personen über 50 arbeitslos - um 14,9 Prozent mehr als im Februar des Vorjahres.
"Die Zahl der Kündigungen ist bei Älteren geringer als bei anderen Gruppen", erläutert Sprenger. Wenn ältere ArbeitnehmerInnen allerdings aus einem Beschäftigungsverhältnis "rausfallen", finden sie umso schwieriger einen Job. Bei manchen ArbeitgeberInnen lösen sie noch immer Angstreflexe aus, deren Grundlage oft Klischees sind: Ältere verfügen nicht über das neueste Know-How, seien teurere Arbeitskräfte als Junge.
Für heuer hat sich das AMS Österreich wieder eine "quantifizierte Erfolgslatte" gesetzt; Ziel ist eine Erhöhung der Arbeitsaufnahmequote bei älteren Arbeitslosen auf rund 53 Prozent. Das bedeutet: Mehr als die Hälfte der über 50-Jährigen, die aus der Arbeitslosigkeit abgehen, sollen wieder einen Job aufnehmen.