Die Tendenz der vergangenen Monate setzt sich fort: Die Arbeitslosenrate steigt. Im September wuchs die Zahl der Jobsuchenden auf 175.524; sie betrug damit um 14 Prozent mehr als im September 2000. Von Arbeitslosigkeit betroffen sind aber jährlich weit mehr Menschen - bis zu 800.000 Personen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die rückläufige Konjunktur fordert Tribut: Gegenüber dem Vorjahr war der Beschäftigungszuwachs in Österreich im September deutlich schwächer. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten wuchs lediglich um 0,4 Prozent. Demgegenüber erhöhte sich die Arbeitslosenquote auf 5,2 Prozent nach nationalen Kriterien.
"Das Erlebnis Arbeitslosigkeit trifft aber weit mehr Menschen", erläutert Gudrun Biffl vom WIFO im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Schätzungen zu Folge sind es im Jahresschnitt 700.000 bis 800.000 Personen, die zuweilen auf Arbeitssuche sind. Die Beschäftigungsfluktuation ist in den letzten Jahren höher geworden; im EU-Vergleich weise der österreichische Arbeitsmarkt diesbezüglich hohe Dynamik auf, legt Biffl dar. Nur ein Drittel der Erwerbstätigen arbeite in stabilen Beschäftigungsverhältnissen. Denn die gesetzlichen Regelungen, die Arbeitsplatzsicherheit garantieren, erweisen sich in der Praxis oft keineswegs als rigid.
Die daraus resultierende "Offenheit" des Marktes sei allerdings nicht nur negativ zu bewerten. So könnte steigende Arbeitslosigkeit Impulse zur Schaffung neuer Arbeitsplätze geben. In diese Richtung sollte nach Ansicht Biffls Beschäftigungspolitik gehen; Strategien müssen entwickelt werden, damit der Arbeitsmarkt wachse. Andererseits müssten einige "überdimensionierte" Bereiche überdacht werden - wie die Baubranche.
Zu einem großen Problem werde steigende Arbeitslosigkeit dann, wenn das soziale Netz nicht funktioniert. Hier bedarf es einer staatlichen "Brücke": Menschen müssen auf Jobsuche sein können ohne unter die Armutsgrenze zu rutschen.